Die neun Brücken zum Frieden in Korea

Es sagt einiges über die Ausrichtung der Mainstream-Medien, dass der Moon-Putin-Plan für einen Frieden in Korea praktisch totgeschwiegen wird. Dabei hat er das Potenzial, der geteilten Halbinsel nach über 70 Jahren endlich Frieden zu bringen.

Der südkoreanische Präsident Moon Jae in und Wladimir Putin am Eastern Economic Summit vom vergangenen September in Wladiwostok (Bild: Commons Wikimedia)

Am Eastern Economic Summit vom vergangenen September in Wladiwostok stellten der südkoreanische Präsident Moon Jae-in und Wladimir Putin einen Friedensplan vor, den der frühere Menschenrechtsaktivist Moon als die «neun Brücken» zu einer Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea bezeichnete. Es geht darum, Südkorea mit Pipelines, Eisenbahnlinien und Hochspannungsleitungen durch Nordkorea mit der chinesischen neuen Seidenstrasse und den sibirischen Energiequellen zu verbinden, Nordkorea wieder in die Staatengemeinschaft aufzunehmen und die regionale Zusammenarbeit zu verstärken. Im Gegenzug verzichtet Nordkorea auf die Weiterentwicklung seines Atom- und Raketenprogramms. Der Plan könnte einen Konflikt beenden, der mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann, als sich die japanischen Truppen im nördlichen Teil der Halbinsel den Sowjets und im südlichen Teil den Amerikanern ergeben mussten. Mit der parteiischen Resolution 195 erklärte 1948 die UNO, ganz im Dienste der USA, die südkoreanische Regierung zu alleinigen legitimen Vertretung Koreas. Der Rest ist eine unsägliche Geschichte mit vier Millionen Toten und einem andauernden Konflikt.

1998 begann der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae-Jung eine «Sonnenscheinpolitik», die ihm den Friedensnobelpreis einbrachte und die beiden Länder beinahe versöhnte, wenn nicht 2001 der neugewählte US-Präsident George W. Bush Nordkorea zum Sicherheitsrisiko erklärte, die Gespräche über Sicherheitsgarantien aussetzte und Nordkorea auf die Achse des Bösen setzte (siehe Rainer Werning in Zeitpunkt 151)

Heute befindet sich Nordkorea, das notabene noch kein Land angegriffen hat, faktisch wieder in einer Art Kriegszustand. Die UNO hat ihren Mitgliedstaaten erlaubt, nordkoreanische Schiffe auch in internationalen Gewässern zu inspizieren und an der Weiterfahrt zu hindern. Die Sanktionen haben das nordkoreanische Regime gezwungen, die Nahrungsmittel auf umgerechnet zwei mittelgrosse Kartoffeln pro Tag zu beschränken, und das mitten im Winter mit Durchschnittstemperaturen von -13ºC. Zwölf Millionen unschuldige Menschen müssen hungern.

Der Moon-Putin-Plan gefährdet allerdings die hegemonialen Ansprüche der USA und ihr Bestreben, mit Nordkorea einen Konflikt in unmittelbarer Nachbarschaft zu China am Köcheln zu halten. Die Interessen von Südkorea und seiner Schutzmacht, den Vereinigten Staaten, gehen weit auseinander. Moon hat vor der Wahl einen Friedensprozess mit Nordkorea versprochen und will sich nun mit Kim Jong Un im «Friedensdorf» Panmunjon, einem Relikt der Sonnenscheinpolitik, treffen. «Wir werden die Gespräche nicht ernst nehmen», sagte darauf die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley, «wenn sie nichts zu einem Verbot von Nuklearwaffen in Nordkorea führen.» Immerhin haben die USA Moons Wunsch stattgegeben, die gemeinsamen Manöver, in denen die Invasion Nordkoreas geübt wird, auf die Zeit nach den olympischen Spielen zu verschieben.

Es gibt Friedenskräfte, und das darf uns zuversichtlich stimmen, auch wenn sie noch kaum wahrgenommen werden.

Quelle (mit interessanten historischen Zusammenhängen): North Korea: The Deafening Silence around the Moon-Putin Plan, counterpunch.org
hier auf deutsch

Ebenfalls lesenswert: Korea: Peace breaks out

Der Zürcher Anwalt Alfred Rudorf hat letztes Nordkorea besucht. Hier sein Bericht.

13. Januar 2018
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Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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