Es wird gestern geschehen

Ich muss Sie leider mit diesem unmöglichen Titel verwirren. Aber die Digitalisierung der Gesellschaft geht so schnell und der Widerstand ist so schwach, dass die Prototypen im Grunde schon Wirklichkeit sind. Morgen erscheint der neue Zeitpunkt mit dem Schwerpunktthema «öffentlich | geheim»

Es gibt nicht mehr viel zu entscheiden. Die Datenstaubsauger sind da, die Algorithmen funktionieren und die Masse macht mit.
Wenn wir nicht Inder, Chinese oder Amerikaner sind oder etwas Verrücktes tun, merken wir im Alltag noch nicht viel davon. Aber alles ist da, um uns «ins System zu bringen», wie sich PayPal-Chef Dan Schulman ausdrückte. Der Eingang in dieses System ist praktisch und angenehm. Wenn Sie im «Amazon Go»-Laden einkaufen, können Sie sich nach dem Herunterladen einer kostenlosen App nach Belieben bedienen, Ihre Meinung ändern und Produkte auch wieder ins Regal stellen. Wenn Sie das Geschäft verlassen, weiss das System, was Sie gekauft haben und bucht den entsprechenden Betrag von Ihrem Konto ab. Praktisch. Aber die Kontrolle über unser Leben, die wir damit einem System übergeben, ist erheblich. Alles, was aus Daten besteht, kann gehackt, geleakt oder missbraucht werden – und wird es früher oder später auch. Dann verwandelt sich die totale Transparenz in undurchdringliches Chaos.

Als Individuen sind wir vorderhand noch nicht gezwungen, da mitzumachen. Aber die Menschheitsfamilie als Ganzes bewegt sich in diese Richtung. Wenn wir uns dem Trend entziehen, müssen wir lernen, als Alpöhi in der Grossstadt oder als Amische zu überleben. Vielleicht macht das sogar Spass. Aber es braucht bestimmt deutlich mehr Mut und Ausdauer, als dem durchschnittlichen Menschen zur Verfügung steht. Ein exklusives Leben ist eben nicht jedermanns Sache.

Sie kennen vermutlich das Gefühl: einsam in der Masse. Daran muss sich gewöhnen, wer in der schönen neuen Welt der digitalisierten Gesellschaft frei bleiben will. Dazu möchten wir mit dem Schwerpunktheft «öffentlich | geheim» eine kleine Trainingseinheit bieten. Wir sind nicht viele, aber wir sind nicht allein.

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Mehr zum zum Thema im Zeitpunkt 157 «öffentlich | geheim»

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Über

Christoph Pfluger

Submitted by admin on Do, 07/13/2017 - 08:33

Christoph Pfluger ist seit 1992 der Herausgeber des Zeitpunkt. "Als Herausgeber einer Zeitschrift, deren Abobeitrag von den Leserinnen und Lesern frei bestimmt wird, erfahre ich täglich die Kraft der Selbstbestimmung. Und als Journalist, der visionären Projekten und mutigen Menschen nachspürt weiss ich: Es gibt viel mehr positive Kräfte im Land als uns die Massenmedien glauben lassen".

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