Der illegalen Vogelwilderei das Handwerk legen

Chapeau für das Komitee gegen Vogelmord e.V

50’000 Zugvögel haben die Vogelschützer in Zypern von Leimruten und aus Fangnetzen gerettet. Bild: CABS

Jeden Herbst fliegen Milliarden von Zugvögeln aus ganz Europa nach Nordafrika, um dort zu überwintern. Die Reise ist lang und beschwerlich. Um sich ein kleines Fettpolster anzufressen, legen viele im Südosten Zyperns einen Zwischenhalt ein. Oft kostet das ihnen das Leben: Sie werden gewildert und als Delikatesse in einschlägigen Restaurants feilgeboten. Mit Schrotflinten oder riesigen Netzen holen sie die WildererInnen vom Himmel. Oder sie bleiben auf klebrigen Leimruten in Feigen- oder Olivenbäumen hängen.

Eigentlich verbietet die Europäische Union den Vogelfang, denn rund jede sechste Art aller Vögel ist vom Aussterben bedroht. Doch das kümmert die zypriotischen Wilderer wenig. Die Vögelschützer hingegen schon. Das Komitee gegen Vogelmord e.V. organisiert mit Unterstützung der Stiftung Pro Artenvielfalt jährlich drei Camps zum Schutz der Zugvögel auf Zypern. Dutzende AktivistInnen aus ganz Europa – auch aus der Schweiz – ziehen jeweils in der Nacht los und durchstreifen die Büsche, um der Vogelwilderei das Handwerk zu legen. Stossen sie auf Netze oder Leimruten, schalten sie die Polizei ein oder zerstören die Fangstellen gleich selbst. Doch die Wilderer wehren sich, und das nicht eben zimperlich: Mitte September wurde mit einer Schrotflinte auf einen Aktivisten geschossen, zwei Wochen später schlitzten Unbekannte die Reifen eines Autos der Vogelschützer auf, und seit die Polizei stärker durchgreift, wird auch sie bedroht. Kürzlich detonierte eine Handgranate vor ihrer Zentrale. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Die AktivistInnen lassen sich nicht abschrecken, auch weil sich ihr Erfolg sehen lässt. Alleine im Herbst 2017 haben sie 1275 Leimruten sowie 64 Fangnetze von der Polizei beschlagnahmen lassen oder selbst zerstört. Laut eigenen Berechnungen wurden damit rund 50’000 Vögel gerettet. Und ihre Zahlen zeigen auch: im Vergleich zum Vorjahr hat die Wilderei deutlich abgenommen. Chapeau!

Weitere Informationen: www.komitee.de

Netze wie dieses werden von der Polizei weggeräumt oder von den Vogelschützern zerstört. (Foto: Lloyd Scott)