Eine glänzende Karriere als Wissenschafter? Der französische Molekularbiologe Matthieu Ricard besann sich anders, ging in den Himalaya und wurde buddhistischer Mönch. Seine Überzeugung: Selbstlosigkeit nützt allen.

Der glücklichste Mensch der Welt? Eine Untersuchung der Gehirnströme des meditierenden Matthieur Ricard an der University of Wisconsin produzierte Resultate, die die Wissenschaftler nicht für möglich gehalten hatten. Foto: University of Wisconsin

Der Mensch müsse weitsichtiger werden, mitfühlender, sagt Ricard, und das pure Selbstinteresse zurückstellen. Natürlich wolle der Mensch für sein Handeln etwas zurückbekommen, aber das dürfe nicht das entscheidende Motiv sein. «Man muss nicht leiden, um altruistisch zu sein», hat Ricard in einem Interview mit der «Zeit» gesagt. Der Mensch sei nicht generell selbstsüchtig, und wenn er andern helfe, fühle er sich besser – eine Win-win-Situation.

Ricard hat in seinen Büchern nicht nur der Achtsamkeit das Wort geredet, sondern auch dem Mitgefühl, dem Wohlwollen gegenüber anderen. Selbst Ökonomen wissen inzwischen, dass es allen besser geht, wenn wir altruistisch handeln. Ricard ist überzeugt von einer «kulturellen Evolution»: Beginnend mit der Veränderung von Einzelnen entsteht eine kritische Masse – die andern tun dies auch, die Gesellschaft verändert sich. Für Ricard sind die ungezählten NGOs, die es früher nicht gab, in der Zivilgesellschaft eine «echte Revolution».

Matthieu Ricard referiert demnächst im Landguet Ried bei Bern über den bedeutenden Nutzen, den selbstlose Liebe und Mitgefühl jedem Einzelnen bringt. Und eröffnet eine Ausstellung mit Aufnahmen aus seinem neuesten Fotobuch «Ein halbes Jahrhundert im Himalaya».

«Die Kunst der Meditation», Dienstag, 8. Mai, 18–21.30 Uhr, Landguet Ried, Niederwangen (in französischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche). Infos und Anmeldung: http://www.landguet.ch