Keine neuen Neuronen bei Erwachsenen?

Sollte die Studie aus einem Labor für Gehirnchirurgie recht behalten, steht die Entwicklungsfähigkeit des Menschen erneut zur Diskussion.

Bild: Ulrich von Andrian, M.D., Ph.D., Harvard Medical School

Die Gehirne von Erwachsenen können offenbar doch keine neuen Neuronen bilden. Dies behauptet eine Studie der University of Califormia in San Francisco UCFS, die am 7. März in der online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins «Nature» veröffentlicht wurde. Die Studie der Gehirnproben von 59 Menschen verschiedenen Alters fand keine unreifen Neuronen in allen Probanden über einem Alter von 13.

Die Entdeckung steht im Widerspruch zu jahrzehntelanger Forschung, die darauf hindeutet, dass neue Neuronen weiterhin im Hippocampus auftreten, einem Bereich des Gehirns, der an Gedächtnis und Emotion beteiligt ist.
«Ich bin mir sicher, dass es Leute geben wird, die unsere Ergebnisse in Frage stellen», sagt Alvarez-Buylla, Professor für neurologische Chirurgie an der UCSF, an dessen Labor die Studie durchgeführt wurde.

Rusty Gage, Interimsdirektor des Salk-Instituts in La Jolla, Kalifornien, ist einer der Wissenschaftler, die an der Validität der neuen Studie zweifeln. Seine Forschung hat in den 1990er Jahren zur Verbreitung der Idee beigetragen, dass im Hippocampus von Erwachsenen tatsächlich neue Zellen entstehen.
Die neue Studie stütze sich auf Methoden, die nicht immer zuverlässig seien, wenn sie auf Hirngewebe von Gestorbenen angewendet würden, sagte Gage. Es sei schwierig, die Geburt neuer Neuronen, die sog. Neurogenese, bei Menschen zu studieren. Hochwertige Proben von Hirngewebe sind Mangelware. Und jede Probe zeige nur, was zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort im Gehirn geschehe.

Wenn die Ergebnisse der neusten Studie bestätigt werden, müssen die Wissenschaftler herausfinden, wie sich das erwachsene Gehirn im Laufe des Lebens weiter verändern kann, ohne neue Zellen hinzuzufügen.

Quelle: Jon Hamilton auf National Public Radio