Reich: Wie viel muss es denn sein?

Wie reich muss man sein, um zu den reichsten zehn Prozent zu gehören?

(Bild: Edme-John-Pigal_cc-wikipedia-commons)

Wer das wissen will, der findet auf der Website www.arm-und-reich.de des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln einen Rechner. Man gibt sein «bedarfsgewichtetes Nettoeinkommen» ein (also nach Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen) und trägt die Anzahl der Erwachsenen und Kinder im Haushalt ein. Dann drückt man die Enter-Taste und schon weiss man, ob man auf der Sonnenseite des Lebens steht. Das Ergebnis ist erstaunlich: Mit einem Nettoeinkommen ab 2900 Euro zählt man in Deutschland bereits zu den obersten zehn Prozent. Die Vermögen und die Erträge daraus, werden in der Berechnung nicht berücksichtigt. Schliesslich will die Website des von Konzernen gesponserten Instituts zeigen: «Die Starken stützen die Schwachen.» Dabei sind es gerade die Kapitaleinkommen, die die Schere zwischen Arm und Reich immer grösser werden lassen. Die Grenze zwischen der ärmeren und der reicheren Einkommenshälfte gemäss der Skala des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt übrigens bei 1407 Euro. Deutschland ist wahrlich ein Land, in dem man mit wenig gut und gerne leben kann.

Die Ergebnisse lassen sich leider nicht einfach auf die Schweiz übertragen, da die Abzüge für Steuern und Krankenkassenprämien im Nettoeinkommen bereits berücksichtigt sind. Um auf einen Nettolohn von 2900 Euro zu kommen, braucht ein kinderloser Arbeitnehmer in Baden-Württemberg einen Bruttolohn von 5105 Euro. Mit dem umgerechneten Bruttolohn von 5912 Franken würde man also bereits zu den zehn Prozent Bestverdienenden gehören. Über die Durchschnittseinkommen gibt es in der Schweiz nicht besonders harte Zahlen, da sich die beste Erhebung (des Bundesamtes für Statistik) auf Haushalte bezieht und nicht auf Individuen.
Nach Erhebungen des Prognosinstituts BAK Basel betrug das Durchschnittseinkommen 2012 in der Schweiz 58 800 Franken im Jahr oder 4900 im Monat. Um sich zur Mittelschicht zählen zu können, ist laut Berechnungen  der Universität Basel ein Jahreseinkommen von 31 113 Franken nötig.

Was die Zahlen mit den relativ hohen Durchschnittseinkommen auf jeden Fall zeigen: Die wirklich hohen Einkommen erzielen nicht die reichsten zehn, sondern die reichsten drei bis vier Prozent. Dort fallen auch die hohen Kapitalgewinne an, die gar nicht in die Berechnungen einfliessen.

www.arm-und-reich.de/umverteilung/ueberblick.html
Lohnrechner: www.vlh.dewww.ethz.ch

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03. Juli 2018
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