Bio, aber unsozial

Die kleine Gewerkschaft SOC-SAT im andalusischen Almeria verbucht einen Sieg gegen den Tomatenriesen Biosabor verhindert die Vertreibung von Slumbewohnern
Veröffentlicht: 25. Jan 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 31. Jan 2023

Am 28. Oktober 2022 gewann die Gewerkschaft SOC-SAT eine Abstimmung für die Zusammensetzung des Betriebsrates unter den Beschäftigten einer Tochtergesellschaft des Bio-Tomatenriesen Biosabor. Dies ist kein Zufall, sondern ein grosser Sieg für eine Gewerkschaft, die tagtäglich versucht, die Rechte der Arbeitnehmer·innen in den Bio-Produktionsbetrieben im Plastikmeer von Almeria durchzusetzen – im Gegensatz zur Trägheit der Mehrheitsgewerkschaften, die geneigt sind, sich den Interessen der Unternehmensleitung anzupassen und die Arbeitnehmer·innenrechte nach unten korrigieren zu lassen.

Der Kampf der kleinen Gewerkschaft SOC-SAT gegen den Titanen Biosabor ist ein wenig wie der Kampf von David gegen Goliath, denn der Tomatenproduzent ist alles andere als ein Neuling in der Branche: Mit über 500 Beschäftigten baut Biosabor grosse Flächen in Plastikgewächshäusern in den Provinzen Almeria, Granada und Murcia an und ist auch im Senegal und in der Dominikanischen Republik präsent. Die Produkte werden nach ganz Europa exportiert, um die Regale von Carrefour, Aldi, Lidl und Co. zu füllen. Der Umsatz des Unternehmens betrug 63.787.000 € im Jahr 2021.

Biosabor produziert für prestigeträchtige Labels: AB (Agriculture Biologique), BioSuisse, Bio-Siegel, EuroFeuille und Global Grasp. Der Hauptgeschäftsführer des Unternehmens, Francisco Belmonte, konnte zudem zahlreiche Auszeichnungen entgegennehmen wie den Preis «Empresas con valores 2017» der Tríodos Bank (eine Auszeichnung, die «sozial engagierte» Unternehmen würdigen soll) und die «Goldmedaille von Andalusien 2019» für die Werte, die das Unternehmen angeblich vertritt. Das Beispiel der Beschäftigten von Biosabor ist kein Einzelfall. Durch die Arbeit der SOC-SAT von Almeria konnte aufgedeckt werden, dass die Herstellung von Bio-Produkten in Almeria nicht unbedingt bedeutet, dass die Rechte und die Gesundheit der Beschäftigten respektiert werden. Dies gilt auch für andere Bio-Giganten.