Einseitige Hilfe nach Erdbeben in türkisch-syrischem Grenzgebiet.

Bereits mehr als 5.000 Tote. Bis zu 23 Millionen Menschen betroffen.
Veröffentlicht: 7. Feb 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 7. Feb 2023

Die Zahl der Todesopfer ist nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf über 5000 gestiegen. Bis zu 23 Millionen Menschen sind nach Angaben der WHO direkt von der Katastrophe betroffen. Nach Einschätzung von Geologen hat sich seit 900 Jahren kein so schweres Beben in der Region mehr ereignet. Teils mit blossen Händen und bei eisigen Temperaturen suchten Rettungskräfte die ganze Nacht und den Tag hindurch nach Überlebenden. Auch für die nächsten Tage sind Kälte, Regen, Schnee und starke Winde vorausgesagt. Auch am Dienstag kam es zu weiteren Nachbeben, insgesamt bebte die Erde über 280mal. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief für die nächsten drei Monate den Notstand für zehn türkische Provinzen aus.

Das ebenfalls erheblich betroffene Syrien ist nach Jahren des Krieges, drakonischer Sanktionen, US-Besatzung im Nordosten des Landes und der Plünderung von Ressourcen wie Weizen und Erdöl durch US-Truppen nur eingeschränkt in der Lage, auf die Katastrophe zu reagieren. Noch am 16. Januar hatte die US-Administration weitere Sanktionen verhängt. Sie betrafen den Gesundheitssektor. Am Dienstag rief der Leiter des ­Syrisch-Arabischen Roten Halbmonds, Khaled Hbubati, die US-Regierung und die EU eindringlich auf, die Sanktionen umgehend aufzuheben. So würden etwa für Rettungseinsätze Baumaschinen benötigt, zahlreiche Materialien und Ersatzteile stehen in Syrien wegen der seit 2011 anhaltenden Blockade des Landes, die die Versorgung der Bevölkerung unter anderem mit Lebensmitteln und Medikamenten schon seit Jahren beträchtlich einschränkt, nicht zur Verfügung.
Sowohl der Türkei als auch Syrien wurde internationale Hilfe zugesagt, die teilweise bereits angelaufen ist. Die westlichen Industrienationen, die seit über einem Jahrzehnt versuchen, die syrische Regierung zu stürzen, konzen­trieren sich dabei allerdings weitgehend auf die Türkei. Zusagen an Damaskus kamen indes vor allem aus Russland, China, dem Iran, dem Irak und anderen arabischen Staaten. Der Syrisch-Arabische Rote Halbmond kündigte an, auch die von der Opposition gehaltenen Gebiete mit Hilfsgütern zu versorgen.

Unterdessen forderte Bundesaussenministerin Annalena Baerbock die Öffnung aller Grenzübergänge zwischen Türkei und Syrien, denn: Die Erdbebenopfer in Syrien könnten «unter dem Assad-Regime auf keine Hilfe hoffen». Seit Beginn des Syrien-Krieges aber weigern sich die Regierenden der westlichen Industrienationen, humanitäre Hilfe im Land unter Einbeziehung der syrischen Regierung zu leisten. Damaskus und Moskau lehnen Hilfen über die Grenze unter Verweis auf die syrische Souveränität ab.