In der Nacht kamen bei einem israelischen Luftangriff auf das Zentrum von Beirut mindestens sechs Menschen ums Leben. Der Südteil der libanesischen Hauptstadt sei ähnlich zerstört wie fast alle Orte im Gazastreifen. Der israelische Angriff geht damit weit über das hinaus, was man als legitime Selbstverteidigung bezeichnen könnte. Er trifft nicht nur die Hisbollah – deren Führer fast ausnahmslos eliminiert wurden – sondern auch die Zivilbevölkerung.
Hunderttausende Libanesen sind bereits geflüchtet, viele dürften eine Ausreise nach Europa versuchen. Und was macht die EU? Sie hat ihre humanitäre Hilfe für den Libanon um 30 Mill. Euro aufgestockt, wie die EU-Kommission mitteilte.
Von Sanktionen gegen Israel ist aber weiter keine Rede. Nicht einmal die Zusammenarbeit soll eingeschränkt werden. Dabei hatten mehrere EU-Länder eine Krisensitzung des Assoziierungsrates mit Israel angemahnt. Das Vorgehen steht im krassen Gegensatz zu den EU-Reaktionen auf den russischen Angriff in der Ukraine. Bereits im Vorfeld waren Sanktionen vorbereitet worden, die nach Beginn der Invasion verschärft wurden.
Es gehe darum, Russland zu ruinieren, erklärten Außenministerin Baerbock und andere EU-Politiker. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht. Doch der Wirtschaftskrieg geht weiter – während Israel bevorzugt behandelt wird.
Der Angriff auf den Libanon wird offenbar mit einem anderen Maß gemessen als der Angriff auf die Ukraine.