Die verborgene Kraft der Dörfer

Was passiert, wenn der Schreiner im Dorf die Tische für den örtlichen Gasthof baut, der Wirt die Hochzeit des Bauern nebenan ausrichtet, von dem er auch Gemüse und Kartoffeln bezieht? Der Geldkreislauf findet innerhalb der dörflichen Gemeinschaft statt, die Wertschöpfung steigt und alle gewinnen.

Die Realität sieht anders aus. Aus Dörfern und Gemeinden fliesst mehr Geld ab als zu. Lokale Wertschöpfungskreisläufe sind schwach, Waren und Dienstleistungen stammen zumeist von auswärtigen Anbietern, nicht selten sogar aus dem globalen Markt. Ein Grund dafür, dass Gemeinden in den letzten Jahren immer mehr Schulden anhäufen.
Das könnte sich ändern, wenn es nach Stephan Dilschneider und Thomas Gröbly ginge. In Basel haben sie die Nonprofit-Organisation «Ecoloc» gegründet. Mit ihrer «Gesellschaft für lokale Ökonomie» wollen sie regionale Kreisläufe stärken, indem sie Gemeinden dabei unterstützten, sich auf ihre inneren Kräfte zu besinnen. Die Idee dahinter ist, die Löcher zu stopfen, aus denen regionaler Reichtum abfliesst. Sie stammt ursprünglich von der unabhängigen britischen Denkfabrik New Economics Foundation.

Um den Gemeinden bei der Entwicklung einer lokalen Ökonomie zu helfen, haben die Initianten Spielkarten entwickelt, mit denen Stärken und Schwächen der eigenen Ressourcen ermittelt werden können. Seit Juni 2016 haben schon mehrere Gemeinden aus der Ostschweiz, Deutschland und dem Elsass Interesse angemeldet, mit einigen wird bereits über eine langfristige Zusammenarbeit verhandelt. Die Prozesse sind mühsam und dauern, erst nach einer dreijährigen Analyse-, Planungs- und Strategiephase geht es an die konkrete Umsetzung. Ziel dabei ist, verborgene Potentiale zu reaktivieren und dadurch die Gemeinschaft sozial und ökonomisch zu stärken.

www.ecoloc.org

Das Handbuch «Plugging the Leaks» der New Economics Foundation:
22. April 2017
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