Wider die Armut – 20 Jahre «Surprise»
Wer kennt es nicht, Surprise, das Schweizer Strassenmagazin, das dieses Jahr seinen 20. Geburtstag feierte?
Dieses wunderbare, einzigartige Magazin eigentlich noch älter. Bereits 1993 wurde nämlich, inspiriert durch ähnliche Projekte in New York und Grossbritannien, mit Unterstützung des RAV das Strassenheft Stempelkissen gegründet, zwei Jahre später dann mit der Zeitung Kalter Kaffee, ganz heiss fusioniert und unter dem Namen Surprise Arbeitslosenzeitung veröffentlicht. Kurz darauf, im Jahre 1998, wurde Surprise allmählich zu einer Institution, will heissen: professionalisiert. Das Heft bekam nach und nach ein festes Redaktions- und Reporterteam, der Verein eine Geschäftsleitung, Administration und Vermarktungsabteilung.
Seither sprüht das Unternehmen Surprise vor Projekten. Dazu gehört ein hauseigener Strassenfussballclub, der Surprise Strassenchor, die Idee des Café Surprise (man trinkt einen Café und bezahlt einen zweiten für jemanden, der ihn sich nicht leisten kann) und die inzwischen fast täglich durchgeführten Stadtrundgänge in allen grösseren Schweizer Städten, auf denen gezeigt wird, was Armut in einem so reichen Wohlstandsland wie der Schweiz für schlimme Konsequenzen haben kann.
Armut – das war von Anfang an das grosse Thema von Surprise und ist es bis heute geblieben. Kein abstraktes, akademisches Thema, sondern ein unmittelbar erfahrbares. Dazu tragen nicht bloss die schon erwähnten Projekte bei, sondern auch die berührenden Porträts von armutsbetroffenen Personen oder die mitreissenden Reportagen aus nah und fern, die im zweimal monatlich erscheinenden Magazin zu lesen sind und von den rund 400 Strassenverkaufenden an die Leute gebracht werden. Nie hat sich Surprise in Worten und Taten damit zufriedengegeben, bloss Probleme zu benennen und die Mitverantwortlichen anzuprangern. Immer ging und geht es auch darum, nach Lösungen zu suchen, die eine Veränderung hin zum Guten verheissen. Dabei sind die politischen Zeichen, was den Schutz von Armutsbetroffenen in unserem Land angeht, einmal mehr alles andere positiv.
Dass sich Surprise auch nach so vielen Jahren nicht von seinem konstruktiven Kurs hat abbringen lassen, zeugt gewiss von Entschlossenheit und Mut – und macht das Heft nicht nur zu einem der herausragenden, sondern auch zum wohl authentischsten Magazin in unserem Land.
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