Braucht die Energiewende Pumpspeicher?
Wie kann Sonnenstrom gespeichert werden? Diese Frage beschäftigt die Elektrizitätswirtschaft, die schon bald gezwungen sein könnte, Sonnenstrom zu Spitzenzeiten «fortzuwerfen» – wenigstens in Deutschland.
Zeitpunkt: Die Berechnungen des ETH-Professors Toni Gunzinger zeigen: Ohne die geplanten Pumpspeicherwerke verlieren wir zu den Spitzenzeiten zu viel Sonnenstrom und es fehlt Winterenergie. Wann gibt die Energiestiftung ihren Widerstand gegen Pumpspeicherwerke auf?
Jürg Buri: Die Schweiz hat heute und morgen kein Speicherproblem. Auch müssen wir noch lange keinen Strom wegschmeissen. Was wir in ferner Zukunft brauchen werden, sind Saisonspeicher. Aber da helfen die Pumpspeicher eben gerade nicht. Sie dienen dem kurzzeitigen internationalen Strom-Grosshandel. Mit der eingeläuteten Energiewende haben die Neubauprojekte nichts zu tun.
Aber die Gelegenheit für ein Verhandlungsangebot an die Kraftwerkbetreiber wäre günstig: Den Widerstand gegen die Pumpspeicherwerke aufgeben, sie für die Energiewende auslegen und die Hälfte des Ertrags aus der Veredelung des Atomstroms in der Zwischenzeit in Erneuerbare investieren.
Wir haben nichts anzubieten. Wir stellen nur richtig, was in der Öffentlichkeit von den Investoren falsch behauptet wird. Gebaut werden die Pumpspeicherwerke, wenn sie im internationalen Strommarkt gewinnbringend betrieben werden können. Das ist heute nicht der Fall. Im Moment weibeln die Pumpenbauer im Bundeshaus für Subventionen.
Aber Kooperation könnte mehr bringen als Konfrontation. Schliesslich geht es den Kraftwerken – mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand – letztlich auch um die Versorgungssicherheit in der Zukunft.
Grosse Pumpspeicherwerke erfordern vermehrte Stromimporte aus ausländischen Grosskraftwerken. Das führt zu einer höheren Belastung unserer Stromautobahnen inklusive den geforderten Ausbauplänen und macht uns stärker vom Ausland abhängig. Versorgungssicherheit sieht in etwa 180 Grad anders aus.
Wir können doch die Sonnenenergie nicht in teuren Batterien im Keller speichern.
Die dezentrale Speicherung wird in Deutschland bereits gefördert. Aber mittels Batterien ist sie noch teuer. Der Vorteil aber ist, sie hat weniger Transportverluste und minimiert die Netzausbaukosten. Wenn wir Photovoltaikstrom vom aargauischen Hausdach in einem alpinen Pumpspeicher zwischenlagern wollen, dann verlieren wir mit Transport und Pumpen knapp 40% der Energie. Batterien sind zwar teuer, aber arbeiten mit viel geringeren Verlusten.
Die Atomkraftwerke gehören mehrheitlich der öffentlichen Hand. Warum arbeiten sie nicht im öffentlichen Interesse?
AKW arbeiten insofern im öffentlichen Interesse, als dass sie den Stromunternehmen – auch dank indirekten Subventionen - Gewinne garantieren. Die Stromwirtschaft weist Jahresgewinne von bis zu fünf Milliarden Franken aus. Davon profitieren auch die Eigentümer-Kantone, -Gemeinden und -Städte in Form von Dividenden.
Wie lässt sich das ändern?
Die Eigentümer sind im Clinch. Einerseits wollen sie nicht auf die Einnahmen ihrer Stromfirmen verzichten, andererseits sehen sie aber auch die Chancen einer einheimischen erneuerbaren Stromversorgung. Die Strommanager setzen derweil auf internationalen Stromhandel, abartig lange AKW-Laufzeiten und auf die politische Verhinderung der dezentralen Stromversorgung. Meine Hoffnung ruht auf den kleinen Produzenten und lokalen Elektrizitätswerken. Sie werden die Stromzukunft bestreiten. Aber zuerst muss das Parlament den Atomausstieg mit einem Datum versehen und beim Einstieg muss es die Handbremse lösen.
Das Gespräch führte Christoph Pfluger
Jürg Buri ist Geschäftsführer der Schweizerischen Energie-Stiftung SES. Am 28. Juni 2013 findet im Züricher Technopark die diesjährige SES-Fachtagung zum Thema «Energiewende – was kostet sie wirklich?» statt. Die Sicht auf die Gesamtkosten zeigt, dass langes Lavieren teurer kommt, als eine beherzte, zügig umgesetzte Energiewende. Weitere Infos: www.energiestiftung.ch
Weitere Informationen über Pumpspeicherwerke: http://www.energiestiftung.ch/energiethemen/erneuerbareenergien/wasser/pumpspeicherung/
Zeitpunkt: Die Berechnungen des ETH-Professors Toni Gunzinger zeigen: Ohne die geplanten Pumpspeicherwerke verlieren wir zu den Spitzenzeiten zu viel Sonnenstrom und es fehlt Winterenergie. Wann gibt die Energiestiftung ihren Widerstand gegen Pumpspeicherwerke auf?
Jürg Buri: Die Schweiz hat heute und morgen kein Speicherproblem. Auch müssen wir noch lange keinen Strom wegschmeissen. Was wir in ferner Zukunft brauchen werden, sind Saisonspeicher. Aber da helfen die Pumpspeicher eben gerade nicht. Sie dienen dem kurzzeitigen internationalen Strom-Grosshandel. Mit der eingeläuteten Energiewende haben die Neubauprojekte nichts zu tun.
Aber die Gelegenheit für ein Verhandlungsangebot an die Kraftwerkbetreiber wäre günstig: Den Widerstand gegen die Pumpspeicherwerke aufgeben, sie für die Energiewende auslegen und die Hälfte des Ertrags aus der Veredelung des Atomstroms in der Zwischenzeit in Erneuerbare investieren.
Wir haben nichts anzubieten. Wir stellen nur richtig, was in der Öffentlichkeit von den Investoren falsch behauptet wird. Gebaut werden die Pumpspeicherwerke, wenn sie im internationalen Strommarkt gewinnbringend betrieben werden können. Das ist heute nicht der Fall. Im Moment weibeln die Pumpenbauer im Bundeshaus für Subventionen.
Aber Kooperation könnte mehr bringen als Konfrontation. Schliesslich geht es den Kraftwerken – mehrheitlich im Besitz der öffentlichen Hand – letztlich auch um die Versorgungssicherheit in der Zukunft.
Grosse Pumpspeicherwerke erfordern vermehrte Stromimporte aus ausländischen Grosskraftwerken. Das führt zu einer höheren Belastung unserer Stromautobahnen inklusive den geforderten Ausbauplänen und macht uns stärker vom Ausland abhängig. Versorgungssicherheit sieht in etwa 180 Grad anders aus.
Wir können doch die Sonnenenergie nicht in teuren Batterien im Keller speichern.
Die dezentrale Speicherung wird in Deutschland bereits gefördert. Aber mittels Batterien ist sie noch teuer. Der Vorteil aber ist, sie hat weniger Transportverluste und minimiert die Netzausbaukosten. Wenn wir Photovoltaikstrom vom aargauischen Hausdach in einem alpinen Pumpspeicher zwischenlagern wollen, dann verlieren wir mit Transport und Pumpen knapp 40% der Energie. Batterien sind zwar teuer, aber arbeiten mit viel geringeren Verlusten.
Die Atomkraftwerke gehören mehrheitlich der öffentlichen Hand. Warum arbeiten sie nicht im öffentlichen Interesse?
AKW arbeiten insofern im öffentlichen Interesse, als dass sie den Stromunternehmen – auch dank indirekten Subventionen - Gewinne garantieren. Die Stromwirtschaft weist Jahresgewinne von bis zu fünf Milliarden Franken aus. Davon profitieren auch die Eigentümer-Kantone, -Gemeinden und -Städte in Form von Dividenden.
Wie lässt sich das ändern?
Die Eigentümer sind im Clinch. Einerseits wollen sie nicht auf die Einnahmen ihrer Stromfirmen verzichten, andererseits sehen sie aber auch die Chancen einer einheimischen erneuerbaren Stromversorgung. Die Strommanager setzen derweil auf internationalen Stromhandel, abartig lange AKW-Laufzeiten und auf die politische Verhinderung der dezentralen Stromversorgung. Meine Hoffnung ruht auf den kleinen Produzenten und lokalen Elektrizitätswerken. Sie werden die Stromzukunft bestreiten. Aber zuerst muss das Parlament den Atomausstieg mit einem Datum versehen und beim Einstieg muss es die Handbremse lösen.
Das Gespräch führte Christoph Pfluger
Jürg Buri ist Geschäftsführer der Schweizerischen Energie-Stiftung SES. Am 28. Juni 2013 findet im Züricher Technopark die diesjährige SES-Fachtagung zum Thema «Energiewende – was kostet sie wirklich?» statt. Die Sicht auf die Gesamtkosten zeigt, dass langes Lavieren teurer kommt, als eine beherzte, zügig umgesetzte Energiewende. Weitere Infos: www.energiestiftung.ch
Weitere Informationen über Pumpspeicherwerke: http://www.energiestiftung.ch/energiethemen/erneuerbareenergien/wasser/pumpspeicherung/
17. Juni 2013
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