Die Festtagsfrage: «Warum hat Gott nicht nur liebe Menschen erschaffen?» 

Ich fühlte, wie mein Herz bei dieser Frage, die mir ein sechsjähriger Junge stellte, unendlich traurig wurde. Ich war gerade dabei, ihn und seinen Vater als traumasensitive und bindungsorientierte Familienbegleiterin in den Wald zu begleiten. 

Winterwald
Die Beziehung zu uns selbst heilen... Foto: Kate St.

Festtagsfrage

...das fragten wir unsere Leser und Leserinnen.

und wenn Sie eine Lieblings-Weihnachtsanekdote oder Adventsgeschichte haben, – sei sie selbst erlebt, selbst ausgedacht oder irgendwo einmal gehört - würden wir die sehr gerne auch lesen.

Schreiben Sie uns ein paar Zeilen – wir veröffentlichen (möglicherweise gekürzt) einige der Antworten hier auf unserem Zeitpunkt-Info-Portal der nächsten Wochen. Schreiben Sie bitte an: [email protected]

Ich fragte ihn, ob er in seinem Leben schon einmal ganz glücklich im Herzen war, ob er schon einmal ganz viel Glück und Liebe verspürte. Er schüttelte den Kopf, und sein Vater meinte lachend: «Vielleicht, wenn er die neueste PlayStation erhält.»

Wenn ich mich fragen muss, ob Weihnachten heute noch ein sinnvolles Fest ist, dann möchte ich diese Frage mit Ja beantworten dürfen, obwohl ich mich nicht einer bestimmten Glaubensrichtung zugehörig fühle. Ich möchte, dass wir uns daran erinnern, was Weihnachten wahrhaftig ist. Weihnachten ist unser Fest der Liebe, und es wurde zur Flucht. Konsum wurde zu unserer grössten Flucht vor unseren Gefühlen und dem wahren Leben, welches sowohl aus Leid wie aus Glück besteht. 

Ich denke, dass die Beziehung zu uns selbst wohl die schmerzvollste überhaupt ist. Denn wir müssen uns mit unseren Schattenthemen und unseren tiefen Wunden und Verletzungen auseinandersetzen. Alle Menschen sind in irgendeiner Form verletzt. Aber aufgrund der unbeschränkten Möglichkeiten zur Zerstreuung nehmen wir uns diesem Schmerz nicht an. Daraus entsteht die Blaupause zur Verdrängung.

Lassen wir unserer Kreativität ihren freien Lauf, wie Kinder, welche völlig unvoreingenommen immer und immer wieder Neues entstehen lassen. Kinder und ihre Möglichkeiten zur Imagination, zu liebevollen und zornigen Gefühlsausbrüchen und zum Loslassen und Frieden schliessen, sollten zu unseren Vorbildern werden, unsere zerstörten Burgen und Schlösser und Beziehungen loszulassen. Kinderaugen sollen uns helfen, ohne unsere Blaupausen die Menschen und die Welt zu betrachten. Gehen wir durch die schmerzvollen Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle und flüchten nicht mehr vor deren Bewusstwerdung. Dann wird auch Weihnachten wieder zu etwas Wertvollem – zum Fest der Liebe, welche sich vermehrt, wenn wir sie teilen. 

Wir dürfen wieder die Vorbilder unserer Kinder werden. Auch für den 6-jährigen Jungen, der sich fragte, warum Gott nicht nur liebe Menschen erschaffen hat. Eigentlich hat er dies getan, aber wir sind auch der Zorn, der Hass, die Angst, der Neid. Wenn wir Liebe zulassen, lassen wir unausweichlich auch das andere bewusst zu. Und wenn wir beides zulassen und liebevoll als Teil von uns integrieren, entsteht Frieden.

16. Dezember 2023
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Kommentare

warum hat gott nicht nur liebe menschen erschaffen?

von elhema
meiner meinung nach geht diese geschichte ziemlich am thema vorbei. die frage nach dem bösen ist ja eine der schwierigsten in der geschichte der menschheit und kann nicht so schnell und einfach beantwortet werden. ich selber meine jetzt auch nicht, eine antwort zu haben. ich bin etwas enttäuscht.