Erschwingliche Kunst für jedermann

Im Kunstsupermarkt in Solothurn finden 108 Künstlerinnen und Künstler einen anderen Weg zu ihren Kunden.

Peter Lukas Meier vom Kunstsupermarkt: «Wir gehen mit unseren fixen Preisen neue Wege im Kunstmarketing und sind damit sehr erfolgreich.»

Kann das Kunst sein? Die Frage stellt sich schon angesichts der Preisgestaltung des Kunstsupermarktes, der heute in Solothurn eröffnet wurde. Die 7202 Werke kosten alle entweder 99, 199, 399 oder 599 Franken. Die Frage nach dem Wesen der Kunst stellt sich aber auch, wenn schnell hingeworfene Werke grosser Künstler für Millionen versteigert werden oder eine Frau im Stehen pinkelt und ein öffentliches Museum dafür Steuergeld ausgibt, wie dieses Jahr in der Schweiz geschehen.

Solche Fragen beschäftigen aber weder Peter Lukas Meier, der den Kunstsupermarkt – eine Idee aus Spanien – in die Schweiz gebracht hat, noch die rund 20’000 Besucher, die jeweils Ende Jahr nach Solothurn pilgern. Den Künstlerinnen und Künstlern ist der Ruf des Marktes, der heuer zum 18. Mal stattfindet, schon wichtiger. Regionale Kunstschaffende sind kaum vertreten; zu Beginn gab es sogar eine Gegenausstellung. Auch wer Ambitionen auf eine angesagte Galerie hat, wird seine Arbeiten dem Kunstupermarkt wohl eher nicht zur Verfügung stellen.

Regula Stucki aus Bern, die auch als Spitalclownin arbeitet, kennt beide Seiten. Sie hat eine Galerie für Frauenkunst betreut und kennt den «Frust der Künstlerinnen», die ihre unverkauften Werke wieder im Atelier einlagern müssen. Nach Solothurn dagegen kämen «20’000 Leute, die alle kaufen wollen». Das sei einmalig. Die Konditionen findet sie fair und transparent. 50 Prozent gehen an den Kunstsupermarkt, 50 Prozent an die Künstler, deren einzige Verpflichtung darin besteht, je zehn Unikate in den vier Preiskategorien zur Verfügung zu stellen. Über 500 Künstlerinnen und Künstler haben sich dieses Jahr für eine Teilnahme beworben, 108 wurden ins Programm aufgenommen – oder müssten man «Sortiment» sagen? – 65 aus der Schweiz.

«Im Wesentlichen ist es Marketing», sagt Peter Lukas Meier: Produkt, Preis, Präsentation und Promotion müssen eine stimmige Einheit bilden. Jeden Abend werden die Bestände wieder aufgefüllt, bis zum letzten Tag am 7. Januar. Die Besucher kommen nicht, um in Ehrfurcht vor den Werken zu erstarren und mit einem Seufzer auf die Preisliste zu schielen, sondern um einzukaufen. Dass es Werke sind, die es nicht ins Museum schaffen, ist ihnen egal. Sie wollen sie bei sich zuhaue und sie möchten sich jeden Tag an ihnen freuen. Auch das ist Kunst.

 

18. Kunst-Supermarkt Solothurn
10. Nov. 2017 – 7. Jan. 2018

RothusHalle, Schöngrünstrasse 2, 4500 Solothurn. www.kunstsupermarkt.ch
Telefon 032 626 40 30.
Täglich geöffnet 14–20 Uhr. Samstag und Sonntag 11–17 Uhr.
24./26./31.12. und 2./8.1.2018 bis 16 Uhr; geöffnet. 25.12. und 1.1. geschlossen.

10. November 2017
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