Eine hellgrüne Revolution
Die Preise für landwirtschaftliche Produkte explodieren. Doch die Ursachen des Problems liegen weder am knapper werdenden Land noch in den veränderten Essgewohnheiten der Weltbevölkerung, sagt Marcel Mazoyer. Das Problem liegt an der Marktwirtschaft an sich.
Die niederländische Bank ABM Amro warb vor einiger Zeit in ganzseitigen Zeitungsinseraten für ihre «strukturierten Finanzprodukte» im Agrarsektor: «Verschiedene Gründe sprechen für eine Investition: weltweit stagnierende Getreideanbauflächen, eine deutlich gewachsene Weltbevölkerung, veränderte Essgewohnheiten in den aufstrebenden Schwellenländern sowie die stetig steigende Nachfrage nach Biotreibstoffen.» Das sind sichere Voraussetzungen für nachhaltig steigende Preise und satte Gewinne, und es sind sichere Voraussetzungen für kommende Hungersnöte. Das Inserat ist also eine Aufforderung, mit dem Hunger zu spekulieren.
Die Agrarpreise explodieren, die Lagerbestände schrumpfen, der Chor der warnenden Stimmen wird lauter. Aber wie ist diese Situation zu interpretieren? Welche Auslöser stehen hinter dem Preisanstieg? Wer profitiert? Man muss die Mahnungen mit Vorsicht geniessen. ABM Amro will die Leute zum Inves tieren gewinnen. Nestlé-Präsident Peter Brabeck, als besonders prominente Stimme unter den Mahnern, nutzt seine Interviews, um für die Gentechnik zu werben: Nur diese könne die Welt jetzt noch retten.
Etwas anders sieht es Marcel Mazoyer. Der emeritierte Agronomieprofessor der Universität AgroParisTech ist Ko-Autor einer monumentalen Geschichte der Landwirtschaft von der Jungsteinzeit bis heute. Als Hauptproblem für die «Krise der Landwirtschaft» sehen Mazoyer und seine Mitautorin Laurence Roudart, dass auf dem internationalen Markt Landwirtschaften miteinander konkurrieren, die aus unterschiedlichen Traditionen entstanden sind und mit unterschiedlichsten Mitteln unter unterschiedlichen geografischen Bedingungen arbeiten: Die zweite industrielle Revolution um 1950 habe durch die Automatisierung nicht nur «die Mittel bereit gestellt, die Ungleichheit der Produktivität zwischen manueller Landwirtschaft und der erfolgreichsten motorisierten Landwirtschaft um den Faktor fünfzig zu verstärken. Sie hat diese verschiedenen Landwirtschaften auch miteinander in Konkurrenz gesetzt.»
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Die Agrarpreise explodieren, die Lagerbestände schrumpfen, der Chor der warnenden Stimmen wird lauter. Aber wie ist diese Situation zu interpretieren? Welche Auslöser stehen hinter dem Preisanstieg? Wer profitiert? Man muss die Mahnungen mit Vorsicht geniessen. ABM Amro will die Leute zum Inves tieren gewinnen. Nestlé-Präsident Peter Brabeck, als besonders prominente Stimme unter den Mahnern, nutzt seine Interviews, um für die Gentechnik zu werben: Nur diese könne die Welt jetzt noch retten.
Etwas anders sieht es Marcel Mazoyer. Der emeritierte Agronomieprofessor der Universität AgroParisTech ist Ko-Autor einer monumentalen Geschichte der Landwirtschaft von der Jungsteinzeit bis heute. Als Hauptproblem für die «Krise der Landwirtschaft» sehen Mazoyer und seine Mitautorin Laurence Roudart, dass auf dem internationalen Markt Landwirtschaften miteinander konkurrieren, die aus unterschiedlichen Traditionen entstanden sind und mit unterschiedlichsten Mitteln unter unterschiedlichen geografischen Bedingungen arbeiten: Die zweite industrielle Revolution um 1950 habe durch die Automatisierung nicht nur «die Mittel bereit gestellt, die Ungleichheit der Produktivität zwischen manueller Landwirtschaft und der erfolgreichsten motorisierten Landwirtschaft um den Faktor fünfzig zu verstärken. Sie hat diese verschiedenen Landwirtschaften auch miteinander in Konkurrenz gesetzt.»
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07. April 2008
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