Mit Kerzen für den Klimaschutz
Über 3000 Gruppen aus 130 Ländern demonstrierten am Samstag für ein Klimaschutzabkommen, das diesen Namen verdient. Zeitpunkt-Redakteur Roland Rottenfußer war «dabei».
Auf Initiative des online-Aktionsbündnisses avaaz.org hatten sich meine Lebensgefährtin Monika und ich an der Kerzendemo in unserer Heimatstadt Peißenberg beteiligt. Statt einer «Lichterkette» monumentalen Ausmasses, wie sie in den 90ern gegen Rechtsradikale zustande gekommen war, reichte es diesmal nur zum Lichterhäufchen. 400 E-Mails waren von unserer attac-Ortsgruppe verschickt worden. Nur einer der Angeschriebenen antwortete - um uns zu ermahnen, dass das Abbrennen von Kerzen doch nicht umweltfreundlich sei.
So standen wir - ein Häuflein Aufrechter - recht verloren vor dem Peißenberger Eisstadion, wo um diese Abendstunde wenigstens mit Publikumsverkehr zu rechnen war. Die Leute strömten, allerdings nicht zu uns, sondern, um das Eishockeyspiel zu genießen. Weltklima – gut und schön, aber mit der Attraktivität einer Sportveranstaltung kann heutzutage kaum mehr eine politische Aktionsform konkurrieren. Zum Glück habe ich mir längst abgewöhnt, die Anzahl der Mitstreiter als Kriterium für mein Handeln zu betrachten. Wenn ich mich in überwältigenden Menschenmassen geborgen fühlen wollte, würde ich wohl BILD lesen, bei McDonalds essen und samstags ins Fußballstadion gehen.
Trotzdem ist es ermutigend, wie schnell und effektiv sich Aktionsgruppen weltweit mittlerweile mit Hilfe der neuen Kommunikationskanäle vernetzen können. Es ist vergleichsweise einfach, 10 oder 100 Gruppierungen zu koordinieren; gering ist nur der «Mobilisierungsgrad» innerhalb der Gruppen. Viele Protestgruppen klagen über Unlust und Nachwuchsmangel, so als ob es sich beim Einsatz für unsere Zukunft um ein Priesterseminar der katholischen Kirche handelte. Es ist fast so, als ob besagte Aktionsverdrossenheit gleichzeitig mit der Schwere der Probleme ansteigen würde. Die Mächtigen haben uns aber auch daran gewöhnt, nichts bewirken zu können: «Du darfst gern protestieren, solange du nicht erwartest, dass wir deshalb tatsächlich etwas an unserer Politik ändern.»
Weltweit scheint die Aktion dennoch ein Erfolg gewesen zu sein. Bleibt die Frage, ob all die vielen Tausend Teilnehmer alle dasselbe meinten, wenn sie ein wirksames Klimaabkommen forderten. So richtig es auch ist, dass jeder Einzelne von uns seinen Beitrag leisten kann und sollte - es läuft mir im Moment zu viel «Publikumsbeschimpfung». Die unteren und mittleren Einkommensstufen werden systematisch finanziell ausgetrocknet, gleichzeitig will man Umweltbewusstsein über die Preise regulieren - das kann nicht gut gehen. Die Umwelt kann nicht wirksam geschützt werden, so lange man zwar Kleinverbrauchern Energiesparlampen aufs Auge drückt, jedoch nicht wagt, den Großkonzernen und Großverschmutzern finanzielle Opfer abzuverlangen.
Manchmal scheint es, als ob Politiker und Konzernlenker unter ein Glasglocke lebten, als ob sie eine andere Luft atmen, anderes Wasser trinken, andere Lebensmittel konsumieren würden als wir. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das ja auch: Wohlhabende Menschen können die Umweltzerstörung individuell besser kompensieren. Wenn es heiß wird, rüstet sich der Kapitalist mit Klimaanlagen aus und verkauft dem Rest der Welt Atemmasken.
So standen wir - ein Häuflein Aufrechter - recht verloren vor dem Peißenberger Eisstadion, wo um diese Abendstunde wenigstens mit Publikumsverkehr zu rechnen war. Die Leute strömten, allerdings nicht zu uns, sondern, um das Eishockeyspiel zu genießen. Weltklima – gut und schön, aber mit der Attraktivität einer Sportveranstaltung kann heutzutage kaum mehr eine politische Aktionsform konkurrieren. Zum Glück habe ich mir längst abgewöhnt, die Anzahl der Mitstreiter als Kriterium für mein Handeln zu betrachten. Wenn ich mich in überwältigenden Menschenmassen geborgen fühlen wollte, würde ich wohl BILD lesen, bei McDonalds essen und samstags ins Fußballstadion gehen.
Trotzdem ist es ermutigend, wie schnell und effektiv sich Aktionsgruppen weltweit mittlerweile mit Hilfe der neuen Kommunikationskanäle vernetzen können. Es ist vergleichsweise einfach, 10 oder 100 Gruppierungen zu koordinieren; gering ist nur der «Mobilisierungsgrad» innerhalb der Gruppen. Viele Protestgruppen klagen über Unlust und Nachwuchsmangel, so als ob es sich beim Einsatz für unsere Zukunft um ein Priesterseminar der katholischen Kirche handelte. Es ist fast so, als ob besagte Aktionsverdrossenheit gleichzeitig mit der Schwere der Probleme ansteigen würde. Die Mächtigen haben uns aber auch daran gewöhnt, nichts bewirken zu können: «Du darfst gern protestieren, solange du nicht erwartest, dass wir deshalb tatsächlich etwas an unserer Politik ändern.»
Weltweit scheint die Aktion dennoch ein Erfolg gewesen zu sein. Bleibt die Frage, ob all die vielen Tausend Teilnehmer alle dasselbe meinten, wenn sie ein wirksames Klimaabkommen forderten. So richtig es auch ist, dass jeder Einzelne von uns seinen Beitrag leisten kann und sollte - es läuft mir im Moment zu viel «Publikumsbeschimpfung». Die unteren und mittleren Einkommensstufen werden systematisch finanziell ausgetrocknet, gleichzeitig will man Umweltbewusstsein über die Preise regulieren - das kann nicht gut gehen. Die Umwelt kann nicht wirksam geschützt werden, so lange man zwar Kleinverbrauchern Energiesparlampen aufs Auge drückt, jedoch nicht wagt, den Großkonzernen und Großverschmutzern finanzielle Opfer abzuverlangen.
Manchmal scheint es, als ob Politiker und Konzernlenker unter ein Glasglocke lebten, als ob sie eine andere Luft atmen, anderes Wasser trinken, andere Lebensmittel konsumieren würden als wir. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das ja auch: Wohlhabende Menschen können die Umweltzerstörung individuell besser kompensieren. Wenn es heiß wird, rüstet sich der Kapitalist mit Klimaanlagen aus und verkauft dem Rest der Welt Atemmasken.
14. Dezember 2009
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