Vorsicht bei Panikmeldungen zu den Affenpocken

Bereits 2022 gab es auf Twitter mehr Fake als Fakten dazu
Veröffentlicht: 29. Aug 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 29. Aug 2024

Im August 2024 hat die WHO wegen einer neuen Affenpocken-Variante zum wiederholten Mal eine weltweite Notlage ausgerufen, wie ehemals Mai 2022 die Gesundheitsbehörden in Europa und USA. Wer sich auf Twitter darüber informieren will, sollte vorsichtig sein –  denn fast alle Tweets von hochangesehenen Experten haben sich in Bezug auf die Gefährdungen von Kindern 2022 als falsch herausgestellt, schreibt Martina Frei auf INFOsperber. Das fanden kompetente Medizinexperten heraus, die 2022 262 Tweets analysiert haben. Auf einen Tweet mit korrekter Information kamen durchschnittlich 4,6 Tweets, die Falsches verbreiteten, zeigte die in «BMJ Pediatrics Open» veröffentlichte Auswertung. Anstatt klarzustellen, dass Kinder in den USA 2022 nicht zu den Risikogruppen gehörten, schürten die Tweets Ängste, indem sie das damalige Risiko für US-Schüler übertrieben. Die Affenpocken würden noch viel schlimmer werden, kündigte der frühere oberste Gesundheitsbeamte der USA, Jerome Adams, am 15. Juli 2022 an. Jerome Adams wurde während der Corona-Pandemie in seiner damaligen Funktion als Leiter des US-Gesundheitsdiensts von vielen Medien – auch in der Schweiz – zitiert.

Die Tweets der Gesundheitsfachleute sagten zum Beispiel voraus, dass sich die Affenpocken im Sommer 2022 in US-Schulen weit herum ausbreiten würden und die Kinder sich impfen lassen müssten. Alle Tweets dieser hochgebildeten Personen stellten die Gefahr für die Jüngsten grösser dar, als sie damals tatsächlich war. Dabei war es so, dass mehr als 95 Prozent der Infektionen mit Affenpocken Männer betrafen, und zwar fast ausschliesslich solche, die Sex mit anderen Männern hatten. Mehrere Fachleute, darunter der US-Epidemiologe Lao-Tzu Allan-Blitz, argumentierten damals in der Fachzeitschrift «Clinical Infectious Diseases», dass Mpox überwiegend beim Sex übertragen werde und daher als sexuell übertragbare Erkrankung einzustufen sei. Die Tweets mit korrekten Einschätzungen erzielten eine viel kleinere Reichweite als die Angst machenden, die das Risiko für Kinder übertrieben darstellten. Die Absender der richtigen Informationen hatten nur rund 1,5 Millionen Follower, sie erhielten für ihre Tweets bloss etwa 7000 «Likes».Die Absender der Falschinformationen dagegen kamen auf insgesamt über acht Millionen «Follower». Ihre Darstellungen erhielten durchschnittlich rund 200’000 «Likes».


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