Schwester der Menschen
Nicht nur der Stimme Gottes lauschen, sondern mit offenem Herzen auch den Wanderern, Touristen und Sinnsuchenden begegnen – dies will Schwester Benedikta, die als einzige Eremitin der Schweiz vor kurzem ihre Klause in der Verenaschlucht bei Solothurn bezogen hat.
Traditionell holte man sich in Solothurn in der Einsiedelei beim «Waldbruder» Rat; seit 600 Jahren schon leben in der idyllischen Schlucht Eremiten, jüngst auch eine Eremitin. Dies ganz im Sinne der heiligen Verena, die in der Höhle hinter der Martins-Kapelle vor Hochwasser, Wildtieren und Neugierigen geschützt, ihre Schlafstelle gehabt haben soll. Vor kurzem ist mit Schwester Benedikta eine neue Eremitin ins kleine Schindelhäuschen eingezogen.
Auf den Spuren von Bruder Klaus
Zarte Dreizehn war die Bernerin, als sie erstmals die Biografie des Niklaus von der Flüe las und sich von seinem Lebensweg zutiefst berührt fühlte. Dass Franziska Sigel, wie Schwester Benedikta mit bürgerlichem Namen heisst, dereinst einen ähnlichen Weg beschreiten würde, hätte sie sich damals nicht träumen lassen. «Doch der Drang dieses heiligen Mannes, ganz dem Ruf Gottes zu folgen, erweckte in mir eine Sehnsucht, die ich von diesem Moment an stets in mir spürte.»
Franziska Sigel legte ihre aufgewühlten Gefühle vorerst in ihrer innere Schatztruhe ab und entschied sich für ein ganz normales bürgerliches Leben. Sie liess sich zur Kleinkinderzieherin ausbilden, heiratete und führte als Mutter von vier eigenen Kindern fast zwanzig Jahre lang ein offenes Haus für Kinder in schwierigen Lebenslagen.
«Eine Suchende bin ich immer gewesen», sagt die 51-Jährige von sich. «Schon als Kind haben mich die Leiden der Welt bewegt.» Aufgewachsen ist sie in der Region Bern in einer reformierten Familie. Ihre Familie sei nicht besonders «spirituell» gewesen, ganz normal eben. Sie aber sei immer fasziniert gewesen vom Katholizismus; das Kreuz, das Leiden, das Mystische sprachen etwas in ihrer Seele an. Das sei schliesslich so stark geworden, dass sie zum Katholizismus konvertiert sei. «Doch grundsätzlich akzeptiere ich alle Wege zu Gott, egal welcher Konfession und bin auch noch mit meinen reformierten Wurzeln verbunden!»
Gott spricht
Erst nach Dreissig begann sie intensiv die Evangelien zu lesen und empfand diese als zutiefst wahr. «Das veränderte mein Leben, ich besuchte oft die Kirche und betete immer häufiger. Und immer mehr wollte ich dieses Leben umsetzen. Eines Tages war es mir, als würde Gott zu mir sprechen. Er sagte: ‹Ich möchte, dass du Arbeit niederlegst und ein Leben in Gebet führst!› Ich konnte mir natürlich überhaupt nicht vorstellen, wie das möglich sein sollte und es hat mich auch in Zweifel gestürzt. Ist es wirklich Gott, der zu mir spricht? Bilde ich mir das alles nur ein?»
Immer wieder suchte sie den Austausch mit Priestern, gemeinsam versuchten sie, die Wahrheit herauszuspüren. «Sie bestätigten mich in meinen Wahrnehmungen und sahen es als meine Verpflichtung, diesen Ruf Gottes anzunehmen.» Es folgten viele Gespräche mit ihrem Mann, ihren Kindern, die alle viel Verständnis hatten.
Leben in Stille
Anfänglich zog sie sich nur tageweise zum Gebet zurück. Doch als der Druck anstieg, das Zusammenleben mit der Familie immer schwieriger und sie von rasenden Kopfschmerzen heimgesucht wurde, ergab sie sich und nahm diesen Weg als ihre Bestimmung an. Sie und ihr Mann beschlossen, sich gegenseitig ganz frei zu geben; heute sind sie darum einvernehmlich geschieden.
Sie gab ihr Versprechen als Schwester ab, legte ihre Kleider, ihren herkömmlichen Namen und damit ihr altes Leben ab. Fortan wollte sie als Schwester Benedikta (lateinisch: die Gesegnete) arm, keusch und Gott gehorchend leben. In einem kleinen Haus im Bündnerland begann sie vor drei Jahren in aller Stille ihr neues Leben.
«Als ich vernahm, dass die Eremitin Verena Dubacher die Einsiedelei verlassen wollte, bewarb ich mich als ihre Nachfolgerin. In mir war der Gedanke: Wenn Gott es vorgesehen hat, wird dies mein Weg sein.» Schwester Benedikta wurde von 119 Bewerbungen als die neue Einsiedlerin ausgewählt. Eine kirchennahe, kommunikative und idealistische Person hatte die Bürgergemeinde Solothurn gesucht.
Die Schwester mit blauem Gewand und Schleier strahlt: «Ich bin sehr glücklich über diese neue Aufgabe und freue mich auf die Begegnungen.» Morgens, mittags und abends wird sie öffentlich Psalmen und eigene Fürbitten singen und beten.
Zur Zeit wird der Ort noch regelrecht gestürmt. Doch sind es nicht nur zum Teil dreiste Pressevertreter, Neugierige und Sommerausflügler. Benedikta hat bereits auch schon ansässige Eichhörnchen, Eichelhäher und viele kleinen Vögel kennengelernt und in der Klause Besuch bekommen von einem Tausendfüssler. «Die Schöpfung ist überall präsent ...», lächelt sie. Es macht Freude, einen Menschen wie sie an diesem schönen Ort zu wissen: Jemand, der das Geheimnis des Stillwerdens bewahrt und auch bereit ist, es zu teilen.
Auf den Spuren von Bruder Klaus
Zarte Dreizehn war die Bernerin, als sie erstmals die Biografie des Niklaus von der Flüe las und sich von seinem Lebensweg zutiefst berührt fühlte. Dass Franziska Sigel, wie Schwester Benedikta mit bürgerlichem Namen heisst, dereinst einen ähnlichen Weg beschreiten würde, hätte sie sich damals nicht träumen lassen. «Doch der Drang dieses heiligen Mannes, ganz dem Ruf Gottes zu folgen, erweckte in mir eine Sehnsucht, die ich von diesem Moment an stets in mir spürte.»
Franziska Sigel legte ihre aufgewühlten Gefühle vorerst in ihrer innere Schatztruhe ab und entschied sich für ein ganz normales bürgerliches Leben. Sie liess sich zur Kleinkinderzieherin ausbilden, heiratete und führte als Mutter von vier eigenen Kindern fast zwanzig Jahre lang ein offenes Haus für Kinder in schwierigen Lebenslagen.
«Eine Suchende bin ich immer gewesen», sagt die 51-Jährige von sich. «Schon als Kind haben mich die Leiden der Welt bewegt.» Aufgewachsen ist sie in der Region Bern in einer reformierten Familie. Ihre Familie sei nicht besonders «spirituell» gewesen, ganz normal eben. Sie aber sei immer fasziniert gewesen vom Katholizismus; das Kreuz, das Leiden, das Mystische sprachen etwas in ihrer Seele an. Das sei schliesslich so stark geworden, dass sie zum Katholizismus konvertiert sei. «Doch grundsätzlich akzeptiere ich alle Wege zu Gott, egal welcher Konfession und bin auch noch mit meinen reformierten Wurzeln verbunden!»
Gott spricht
Erst nach Dreissig begann sie intensiv die Evangelien zu lesen und empfand diese als zutiefst wahr. «Das veränderte mein Leben, ich besuchte oft die Kirche und betete immer häufiger. Und immer mehr wollte ich dieses Leben umsetzen. Eines Tages war es mir, als würde Gott zu mir sprechen. Er sagte: ‹Ich möchte, dass du Arbeit niederlegst und ein Leben in Gebet führst!› Ich konnte mir natürlich überhaupt nicht vorstellen, wie das möglich sein sollte und es hat mich auch in Zweifel gestürzt. Ist es wirklich Gott, der zu mir spricht? Bilde ich mir das alles nur ein?»
Immer wieder suchte sie den Austausch mit Priestern, gemeinsam versuchten sie, die Wahrheit herauszuspüren. «Sie bestätigten mich in meinen Wahrnehmungen und sahen es als meine Verpflichtung, diesen Ruf Gottes anzunehmen.» Es folgten viele Gespräche mit ihrem Mann, ihren Kindern, die alle viel Verständnis hatten.
Leben in Stille
Anfänglich zog sie sich nur tageweise zum Gebet zurück. Doch als der Druck anstieg, das Zusammenleben mit der Familie immer schwieriger und sie von rasenden Kopfschmerzen heimgesucht wurde, ergab sie sich und nahm diesen Weg als ihre Bestimmung an. Sie und ihr Mann beschlossen, sich gegenseitig ganz frei zu geben; heute sind sie darum einvernehmlich geschieden.
Sie gab ihr Versprechen als Schwester ab, legte ihre Kleider, ihren herkömmlichen Namen und damit ihr altes Leben ab. Fortan wollte sie als Schwester Benedikta (lateinisch: die Gesegnete) arm, keusch und Gott gehorchend leben. In einem kleinen Haus im Bündnerland begann sie vor drei Jahren in aller Stille ihr neues Leben.
«Als ich vernahm, dass die Eremitin Verena Dubacher die Einsiedelei verlassen wollte, bewarb ich mich als ihre Nachfolgerin. In mir war der Gedanke: Wenn Gott es vorgesehen hat, wird dies mein Weg sein.» Schwester Benedikta wurde von 119 Bewerbungen als die neue Einsiedlerin ausgewählt. Eine kirchennahe, kommunikative und idealistische Person hatte die Bürgergemeinde Solothurn gesucht.
Die Schwester mit blauem Gewand und Schleier strahlt: «Ich bin sehr glücklich über diese neue Aufgabe und freue mich auf die Begegnungen.» Morgens, mittags und abends wird sie öffentlich Psalmen und eigene Fürbitten singen und beten.
Zur Zeit wird der Ort noch regelrecht gestürmt. Doch sind es nicht nur zum Teil dreiste Pressevertreter, Neugierige und Sommerausflügler. Benedikta hat bereits auch schon ansässige Eichhörnchen, Eichelhäher und viele kleinen Vögel kennengelernt und in der Klause Besuch bekommen von einem Tausendfüssler. «Die Schöpfung ist überall präsent ...», lächelt sie. Es macht Freude, einen Menschen wie sie an diesem schönen Ort zu wissen: Jemand, der das Geheimnis des Stillwerdens bewahrt und auch bereit ist, es zu teilen.
28. August 2014
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