Mediennavigator: viel NATO-Propaganda und drei löbliche Ausnahmen

Das Medienforschungsprojekt Swiss Propaganda hat einen «Mediennavigator 2017» veröffentlicht und 79 Zeitungen, Zeitschriften und Medienplattformen nach den Kriterium «Nato-konform» und «Nato-kritisch» eingeordnet.

Persönlich lese ich viele Zeitungen und Zeitschriften und besuche zahlreiche Plattformen. Der  «Mediennavigator 2017» bestätigt, was ich seit langem konstatiere:
1. Je Nato-kritischer sich eine Person/Organisation äussert, desto eher/lauter wird sie als Verschwörungstheoretikerin diffamiert.
2. In unserer neutralen Schweiz marschieren sowohl «unsere» wichtigsten Zeitungen als auch SRF  lautstark und wacker mit ihren grossmächtigen Freunden weiter in die falsche Richtung. Sogar die WOZ (!) drängelt sich auf dieser Seite kurz hinter der vordersten Front!

Drei verdankenswerte Ausnahmen:
Zeitfragen
- Zeitpunkt
- Infosperber - so ziemlich neutral in der Mitte

Längst sind auch viel wichtige Begriffe zu puren Schimpfwörtern verkommen: Antisemitismus, Rassismus, Populismus, Faschismus etc. Sie gehören aber nicht auf die Müllhalde, sondern rehabilitiert: ihre Bedeutung muss wieder zu einem nüchternen Sachbezug werden.
Derzeit ist es umgekehrt: blindes Moralisieren und Abwerten markieren Zugehörigkeit! Und wo der politisch Andersdenkende zum Bösen wird, hat das (Nach)Denken keinen Platz.  Sachliche Argumentation und Auseinandersetzung treten ab, wobei ich betone: Auch Gefühle können Sache sein. Aber es braucht dazu jene Balance zwischen Engagement und Distanzierung, um die Norbert Elias so intensiv gerungen hat.

Zuletzt zum Begriff «Intellektueller»: Ein Intellektueller ist keiner, der einfach im Verein mit den Politikmächtigen auf den Populismus und die Populisten schimpft oder im Spezialfall Schweiz «den Blocher und die SVP schmäht». Dahinter kann ich vorab Herdentrieb, «groupthink» und Eitelkeit, vielleicht auch Angst ausmachen. Kontaktverbote und Kontaktschuld hab ich erstmals auf dem Pausenplatz der Primarschule kennen gelernt - damals Sanktionen, mit denen die Mädchen um Status und Anerkennung gerungen haben, weil ihnen andere Gewaltformen verschlossen waren.
Für mich ist ein Intellektueller einer, der die rasch wachsende Komplexität mit ihren vielschichtigen und  widersprüchlichen Aspekten analysiert, erhellt und versteht und dann das Resultat seiner Denkarbeit so vermittelt, dass es vom Gros der Bevölkerung verstanden und debattiert werden kann und darf!

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Die Soziologin und Pädagogin Verena Tobler ist in der interkulturellen Integration und als Friedensaktivistin unterwegs. Sie betreibt die website www.kernkultur.ch
06. März 2017
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