Neue Dynamik in der deutschen Protestbewegung

Protestaktivitäten von links bis rechts haben in den letzten Wochen in Deutschland grossen Zulauf erhalten, vor allem im Osten. Zahlreiche Bürgermeister unterstützen die Proteste.
Veröffentlicht: 26. Oct 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 26. Oct 2022

Den grössten Zuwachs gibt es in den ostdeutschen Regionen, wo Mittelständler und Handwerker (am wirkungsvollsten die «Handwerker für den Frieden») die Hauptakteure sind. Diese Aktionen sind meist überparteilich und, da sie kurzfristig stattfinden, auch sehr effektiv.
Am 12.10. kündigten die Unternehmer des Hotel- und Gaststättengewerbes in Mecklenburg-Vorpommern einen wöchentlichen Schweigeprotest der Belegschaften an, jeden Mittwoch um 12.05 Uhr, als Symbol dafür, dass es «5 nach 12» ist und politische und wirtschaftliche Veränderungen zugunsten der Bürger überfällig sind. Einen Tag später veranstalteten rund 1200 Mittelständler aus mehreren Branchen einen Autokorso in neun Städten des Bundeslandes, auch in der Landeshauptstadt Schwerin. https://www.youtube.com/watch?v=J7BTf-JfHzY

Am nächsten Tag konnte eine ähnliche Kombination aus Mittelständlern und Handwerkern 5000 Menschen zu einer Kundgebung in Dresden vor der berühmten Frauenkirche versammeln. Dies war ein erster Durchbruch dabei, die Proteste auf grössere Städte auszuweiten, wie Dresden mit seinen 500.000 Einwohnern.

Nicht zufällig liegen die Hochburgen der Protestwelle in Ostdeutschland, wo Ende 1989 die Montagsdemonstrationen von Hunderttausenden, insbesondere in Leipzig, das politische Regime der DDR zu Fall brachten. Die Menschen im Osten sind in den vergangenen Jahrzehnten weitaus rebellischer geblieben als die Deutschen im Westen. Nun könnten sie erneut an der Spitze eines tiefgreifenden Wandels in der politischen Geschichte Deutschlands stehen.