Friedensdialog in Kolumbien: Freilassung von ELN-Häftlingen und humanitäres Pilotprojekt

ELN hofft weiter auf Teilnahme der USA. Ihre Struktur in Arauca fordert Aktionen der Regierung gegen Kooperation der Armee mit Paramilitärs
Veröffentlicht: 15. Dec 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 15. Dec 2022

Zum Schluss der ersten Dialogrunde zwischen der Regierung von Gustavo Petro und der ELN-Guerilla haben ihre Delegationen die Vereinbarung von konkreten humanitären Massnahmen angekündigt. Ziel sei, den Inhaftierten aus der ELN sowie vom bewaffneten Konflikt schwer betroffenen Gemeinden "humanitäre Erleichterungen" zu garantieren.

Zum einen soll die Regierung demnächst die Freilassung von acht todkranken inhaftierten ELN-Mitgliedern veranlassen. Die Situation in den Gefängnissen sei im allgemein unmenschlich, so der Leiter der Friedensdelegation der Regierung, Otty Patiño. Es gäbe dort keine angemessene medizinische Versorgung. Die Insassen im Endstadium würden "unter Qualen leiden". Die acht Freizulassenden sollen unter Hausarrest gestellt werden.

Das gemeinsame Kommuniqué der Friedensdelegationen betonte, dass die ELN ihrerseits seit Amtsantritt der Regierung Petro 20 gefangen genommene Personen freigelassen hat. Es blieben nur wenige Personen in ihren Händen, sagte der Leiter der Friedensdelegation der ELN, Pablo Beltrán.

Zum anderen werden beide Dialogparteien in den pazifischen Regionen Bajo Calima und Medio San Juan an der Rückkehr der geflüchteten indigenen und afrokolumbianischen Gemeinden arbeiten.

Problematisch dabei sei die bewaffnete Präsenz von "einer Vielzahl von Gruppen", äusserte Beltrán. Denn nicht nur die Guerilla und die Sicherheitskräfte seien vor Ort, sondern auch Mafias und Drogenkartelle. Deren Allianzen mit Teilen der staatlichen Streitkräfte stellten eine besondere Herausforderung für die Umsetzung der humanitären Massnahmen dar, führte Beltrán aus.

Die Erfahrungen, die die Friedensdelegationen mit humanitären Massnahmen in Bajo Calima und Medio San Juan sammeln, können danach in anderen Regionen umgesetzt werden. Insofern sind die ersten "humanitären Erleichterungen" ein Pilotprojekt. Die Begleitung durch Garantieländer, durch die UNO und die Katholische Kirche sei dabei entscheidend, versicherte der Guerilla-Kommandant.

Auf die andauernde Kooperation zwischen den Streitkräften und Paramilitärs haben auch ELN-Strukturen abseits des Friedensdialogs verwiesen. Im Departamento Chocó, wo Medio San Juan liegt, wirft die Guerilla der 7. Division der Armee vor, immer noch mit dem Clan del Golfo zusammenzuarbeiten.

Newsletter abonnieren
Hinweis an die Redaktion