Top-General: «Vielleicht wird einmal die Frage gestellt, wer diesen Krieg nicht verhindern wollte»

In einem Interview mit der Zeitschrift „EMMA" hat sich der frühere Top-General Harald Kujat dazu geäussert, warum der Ukraine-Krieg schon im März 2022 hätte beendet werden können. Dass es nicht so gekommen ist, liegt seiner Ansicht nach auch an westlichen Interessen – und an den deutschen Medien. 
Veröffentlicht: 9. Mar 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 9. Mar 2023

Der Ukraine-Krieg könnte längst beendet sein. Das sagt zumindest der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, in einem Interview mit der feministischen Zeitschrift „EMMA“. Der General a. D. war von 2002 bis 2005 Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. «Vielleicht wird einmal die Frage gestellt, wer diesen Krieg nicht verhindern wollte», so Kujat.

In dem Interview äusserte der vormals ranghöchste deutsche Soldat, dass der Ukraine-Krieg nicht nur eine militärische Auseinandersetzung, sondern auch ein «Wirtschafts- und Informationskrieg» sei. In diesem Informationskrieg könne man «zu einem Kriegsteilnehmer werden, wenn man sich Informationen und Argumente zu eigen macht, die man weder verifizieren noch aufgrund eigener Kompetenz beurteilen kann», sagte der General im Hinblick auf die mediale Berichterstattung in Deutschland.

Kujat findet es weiter problematisch, dass in den Medien immer wieder «Experten» zu Wort kämen, die über «keine sicherheitspolitischen und strategischen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen». Diese würden dann Meinungen äussern, die sie aus Veröffentlichungen anderer «Experten» mit vergleichbarer «Sachkenntnis» bezögen.

Der ehemalige Generalinspekteur vermutet, dass damit politischer Druck auf die Bundesregierung aufgebaut werden soll. «Die Debatte über die Lieferung bestimmter Waffensysteme zeigt überdeutlich die Absicht vieler Medien, selbst Politik zu machen», so Kujat, der mehrere Jahre lang das Amt des Vorsitzenden des NATO-Russland-Rats und des Generalstabschefs der NATO-Ukraine-Kommission bekleidet hatte.

Es zeuge von einem Mangel an Verantwortungsbewusstsein, wenn man die Gefahren für Deutschland durch die mögliche Ausweitung und Eskalation des Krieges so wenig berücksichtige.

Auf die Frage, wie Kujat die momentane Entwicklung in der Ukraine einschätze, sagte der General, dass es immer schwieriger werde, einen Verhandlungsfrieden zu erzielen, je länger der Krieg dauere. Die Annexion von vier ukrainischen Gebieten im September sei nur noch schwer rückgängig zu machen.