Bankrun in Zeitlupe: Die Bankenkrise hat gerade erst begonnen 

Die US-Banken verlieren langsam, aber stetig, an Kundeneinlagen und das Kreditgeschäft schwächelt. Viel größere Risiken schlummern noch unter der Oberfläche. Die Bankenkrise steht erst am Anfang, schreibt Jakob Schmidt
Veröffentlicht: 18. Apr 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 18. Apr 2023

In den USA braut sich etwas zusammen: Die Einlagen bei den US-Banken verringern sich kontinuierlich, und die Kreditvergabe ist so stark gesunken wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. All das passiert inmitten grosser finanzieller Turbulenzen, die durch den Zusammenbruch beziehungsweise die Rettung mehrerer Banken in den USA (SVB, Signature Bank, First Republic) und Europa (Credit Suisse) ausgelöst wurden.

Die Einlagen der Geschäftsbanken sanken in der Woche bis zum 22. März um knapp 126 Milliarden Dollar und waren damit zum neunten Mal in Folge rückläufig, wie aus Daten der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) hervorgeht. Mittlerweile nähern sich die gemeldeten Kundeneinlagen der Marke von 17 Billionen (17.000 Milliarden) Dollar.
Noch reicht das nicht aus, um von einem dramatischen Bankansturm zu sprechen. Zumal die Gelder grösstenteils in höher verzinste Geldmarktfonds umgeschichtet wurden, welche inzwischen ein Rekordvolumen von mehr als fünf Billionen Dollar verwalten. Aber die stetige Natur der Abflüsse gibt Anlass zur Sorge, weswegen man in Finanzkreisen nicht zu Unrecht einen langsamen Vertrauensverlust in das Bankensystem und demnach einen «Bankrun in Zeitlupe» sieht.

Die Kreditvergabe der Finanzhäuser sank im selben Zeitraum um 20 Milliarden Dollar, so stark wie seit Juni 2021 nicht mehr. Dies lag in erster Linie an einem erheblichen Rückgang der Unternehmens-Kredite.

Der Bloomberg-Ökonom Stuart Paul meint dazu: «Eine weitere Woche mit grossen Abflüssen aus dem Bankensystem spiegelt wahrscheinlich die Vorliebe der Finanzabteilungen der Unternehmen für Geldmarktfonds mit höherer Rendite wider und nicht die Angst vor dem Zusammenbruch regionaler Banken. Die Fragilität des Bankensystems scheint sich in Grenzen zu halten – die Inanspruchnahme der Kreditfazilitäten der Fed ging zwischen dem 22. und 29. März zurück – aber wir erwarten weiterhin eine Verschärfung der Kreditbedingungen.»