Digitaler Euro: Eine «Kriegserklärung» an das Bankensystem?

Die geplante Einführung digitaler Zentralbankwährungen könnte für kleinere Finanzinstitute verheerende Folgen haben, zeigt eine Studie der Genossenschaftsbanken. Ist der Untergang kleiner Banken vielleicht sogar gewollt? - schreibt Jakob Schmidt
Veröffentlicht: 26. Apr 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 26. Apr 2023

Die geplante Einführung einer digitalen Zentralbankwährung sorgt für Nervosität innerhalb der deutschen Bankenlandschaft. Denn: Sollten zu viele Kunden nur noch den digitalen Euro nutzen wollen und das ganze wäre technisch machbar, könnten unzählige kleine Banken in kurzer Zeit illiquide werden.

Das geht aus einer Untersuchung hervor, die der Bundesverband deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) unter 714 Bankgesellschaften durchgeführt hat und über die zuerst das Handelsblatt berichtete. Sollte jeder Kunde ein paar Tausend Euro in digitales Zentralbankgeld umtauschen wollen, würden demnach nur 56 der genossenschaftlichen Institute noch die gesetzlich vorgeschriebenen Liquiditätspuffer vorhalten können.

Die Folgeeffekte des Stressszenarios beschreibt der Verband als schlichtweg «verheerend». Im Szenario des BVR wollen alle Kunden 3.000 Euro ihrer Einlagen digitales Zentralbankgeld umwandeln. Solange Kundengelder auf dem Bankkonto liegen, gelten sie als Liquidität für die Bank. Denn aus rechtlicher Sicht sind Bankguthaben Kredite der Kunden an die Bank. Werden die Guthaben aber in digitale Euro umgewandelt, werden sie zu einer Forderung des Kunden gegenüber der Europäischen Zentralbank und die Bank kann sie nicht mehr als liquide Mittel bilanzieren.

Bei den allermeisten betroffenen Banken reichte im Stresstest der Liquiditätspuffer nicht aus, um den Mittelabfluss zu verkraften. Infolgedessen müssten sie sich anderweitig Geld zu schlechteren Konditionen besorgen, etwa indem sie mehr Kundeneinlagen durch höhere Zinsen gewinnen.

Wahrscheinlicher ist, dass betroffene Genossenschaftsbanken die Kreditvergabe rasch soweit einschränken, dass sie wieder die regulatorischen Kapitalquoten erfüllen können. Das hätte eine Kreditklemme und höhere Zinsen zur Folge, wodurch vor allem kleinere Firmen schwer getroffen würden. Ganz besonders in Deutschland, wo die Kreditvergabe von lokalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken ein wichtiges Rückgrat der Finanzierung von KMUs sind. Der hiesige Anleihemarkt ist unterentwickelt und für kleine Firmen kaum eine Option.
Klare Befürworter gibt es fast nur in staatlichen Institutionen und vonseiten profitierender Konzerne wie Google oder Amazon, die beim Aufbau der Bezahl-Infrastruktur helfen sollen und als Gegenleistung in Zukunft bestimmt reichlich Daten abgreifen dürfen.

Sind die Gründe für die Einführung von CBDCs als tatsächlich in erster Linie dystopischer Natur? Geht es nur um die totale Überwachung aller Zahlungsvorgänge? Jüngste Enthüllungen deuten stark darauf hin. EZB-Chefin Christine Lagarde ist vor kurzem einem russischen Anrufer auf den Leim gegangen, der sich als Ukraine-Präsident Zelensky ausgab. In dem Gespräch hatte sie zum digitalen Euro folgendes gesagt: «Der digitale Euro ist auf einem guten Weg. Unser Ziel ist es, alle Transaktionen zurückzuverfolgen. [...] Es wird eine Kontrolle geben.» Im selben Gespräch hatte Lagarde eine künftige Bargeld-Obergrenze von 1.000 Euro ins Spiel gebracht.

Auch in offiziellen Statements hat die EZB-Chefin eingeräumt, dass die Zentralbanken ihre Kontrolle über das Geldsystem verlieren werden, wenn sie nicht zur eigenen Digitalwährung übergehen würden.