Die Ukrainische Friedensbewegung protestiert gegen die Militarisierung der Gesellschaft

Vor allem die Benennung von Oksen Lisovyi zum Minister für Bildung und Wissenschaft löste eine empörte Reaktion aus.
Veröffentlicht: 27. Apr 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 27. Apr 2023

Die ukrainische Friedensbewegung sandte der UNESCO einen ausführlichen Bericht, aus dem sich ein besorgniserregender Blick auf die Militarisierung der ukrainischen Kultur eröffnet. Tatsächlich sagt der neue Minister in einem Video vom 14. Oktober 2022, die Ukrainer müssten für immer mit dem Krieg zu leben lernen. Er sagte wörtlich: «Trotz der gewaltigen Zahl der Opfer, dem Schmerz zehntausender Familien, der Zerstörung und den Verlusten, bin ich glücklich.»

«Oksen Lisovyi ist das Gegenteil von allem, was ein Minister für Bildung und Wissenschaft sein sollte», sagt Yurii Sheliazhenko, Geschäftsführer der Ukrainischen Pazifistischen Bewegung, Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen und Universitätsprofessor. «Lisovyi ist kein Zivilist, kein unbescholtener Fachmann mit einem Plan, einem Vorsatz zur Gestaltung einer auf dem Gewissen gründenden friedlichen Zukunft, oder wenigstens mit dem Willen, Studierenden, Lehrenden und WissenschafterInnen einen Raum geben zu hoffen, zu vertrauen, und zu einer besseren Zukunft beizutragen… Er ist kein Akademiker, sondern eher ein Soldat… Er macht kein Geheimnis aus seiner Absicht, Bildung zu einer Waffe zu machen, allen Ukrainern beizubringen, gemeinsam an einem endlosen Krieg teilzunehmen, die Gefechtsfähigkeit zum Bestandteil des Pflichtlehrplans zu machen, ohne Ausnahmen für aus Gewissengründen Kriegsdienstverweigernde, und die Jugend in die Entwicklung von Kriegstechnologie einzubeziehen».

Die ukrainische Friedensbewegung verlangt nicht nur den Rücktritt Lisovyis vom Ministeramt, sondern auch von der Leitung der ukrainischen Junior Academy of Sciences, die er selbst während seines freiwilligen Kriegsdienstes beibehalten hat. «Das militaristische Bild Lisovys in der Öffentlichkeit, sein erklärter Wunsch, junge Studierende in die Armee zu bringen und eine Gesellschaft von Kämpfern aufzubauen, ist auf keinen Fall vereinbar mit der Tatsache, dass die Junior Academy of Sciences of Ukraine eine Einrichtung zur wissenschaftlichen Bildung unter der Schirmherrschaft der UNESCO ist – eine kulturelle Einrichtung gegen den Krieg, deren Aufgabe es ist, Kriege abzuwenden und im Bewusstsein der Menschen Friedenskräfte zu schaffen.»

Sheliazhenko bemängelt ferner, dass unter Lisovyis Leitung die Akademie stattdessen «für den militärisch-industrieller Komplex arbeitet, das ukrainische Militär unterstützt und alle als Feinde erscheinen zu lassen, die es wagen, die ukrainische Armee oder die NATO zu kritisieren.»