Neuer Dampf aus der North-Stream-Gerüchteküche: Der Russe selbst war es.

Dänemark hat eine neue Hypothese um die Beschädigung der Pipelines Nord Stream 1 und 2 herausgegegen. Originell ist sie nicht, meint Reinhard Lauterbach
Veröffentlicht: 29. Apr 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 29. Apr 2023

Als Beleg brachte das dänische Verteidigungsministerium am Donnerstag ein russisches Spezialschiff für Unterwasserarbeiten mit der Bezeichnung SS-750, das von einem dänischen Patrouillenboot wenige Tage vor der Explosion in der Nähe des späteren Anschlagsorts fotografiert worden sei. Mitten im NATO-Manöver «Baltops 22». Insgesamt existieren laut Ministerium 112 Fotografien des Schiffes, zu dessen Ausstattung auch ein Mini-U-Boot gehöre, so dass der Norddeutsche Rundfunk «Geheimdienstexperten» mit der Aussage zitierte, «technisch» sei das Schiff «in der Lage gewesen, solche Sabotageakte auszuführen».

Technisch gesehen ist auch ein vier Tage vor dem Überfahren eines Fussgängers am Tatort gesichtetes Auto in der Lage, den Unfall verursacht zu haben. Aus solchen Beweisführungen folgt überhaupt nichts. Davon abgesehen muss es sich bei der SS-750 um ein Geisterschiff handeln. Denn offenbar war keine der aktuellen Aufnahmen des dänischen Militärs veröffentlichungs­fähig. Die dänische Internetplattform information.dk illustrierte jedenfalls ihren reisserisch aufgemachten Artikel über die Story mit einem Archivbild des Schiffes – aus der Bilddatenbank des russischen Verteidigungsministeriums.
Das Ganze wirkt wie ein Beispiel dafür, was EU und NATO immer «Desinformationsmaschine Putins» nennen: immer wieder beliebige Versionen in die Welt zu setzen, um genau nichts aufzuklären. Erinnert sich noch jemand an die angeblich von Ukrainern gecharterte Segelyacht mit zwei Tonnen Sprengstoff an Bord? Und gerade Dänemark hat in der Angelegenheit als mutmasslicher Mitwisser ja einigen Dreck am Stecken.