Ist die Insolvenz der US-Bank First Republic ein weiteres Signal für eine neue Bankenkrise?

Analysten spielen das Risiko herunter, schreibt Vera von Lieres
Veröffentlicht: 3. May 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 3. May 2023

Das jüngste Scheitern der First Republic Bank (Vermögen 229 Milliarden US-Dollar am 13. April 2023) ist die zweitgrösste Bankinsolvenz der US-Geschichte. Es erfolgt vor dem Hintergrund einer Bankenkrise, die durch die Schliessung der SVB und der Signature Bank im März ausgelöst wurde, als Kunden ihre Einlagen massenhaft abzogen. Mit dem Kollaps der SVB und der Signature Bank ereigneten sich in den letzten paar Wochen drei der grössten Zusammenbrüche der US-Aufsichtsbehörde Federal Deposit Insurance Corp. (FDIC) in diesem Jahrhundert.

Die Schwierigkeiten bei der First Republic Bank – die sich hauptsächlich auf sehr wohlhabende Kunden konzentrierte – begannen schon vor einiger Zeit, doch Grossbanken hatten zunächst 30 Milliarden Dollar in die US-Kreditbank gesteckt, um sie zu retten. Letzte Woche hatte die Bank jedoch einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart. Anleger trennten sich danach massenhaft von Aktien der Bank, woraufhin der Kurs an der Börse abstürzte. Am Ende letzter Woche wurde bekannt, dass die FDIC eine weitere Verschlechterung der Lage bei der Bank festgestellt und eine neue Rettungsaktion in Gang gesetzt hatte.

Die Bank wurde am frühen Montag dieser Woche von der FDIC beschlagnahmt, nachdem es ihr nicht gelungen war, den Schaden durch eine Flut von Kundenabhebungen und sinkende Vermögenspreise zu beheben. Bloomberg zufolge einigte sich die US-Aufsichtsbehörde mit JPMorgan Chase auf eine 10,6 Milliarden US-Dollar Übernahme der Vermögenswerte der Bank (darunter Kredite im Wert von 173 Milliarden US-Dollar und Wertpapiere von 30 Milliarden US-Dollar, sowie Einlagen von 92 Milliarden US-Dollar).

Die von der FDIC eingeleiteten Rettungsmassnahmen lösten einen Börsen-Ausverkauf im Sektor der mittelgrossen Banken aus, doch laut Reuters äusserten sich Wall Street-Analysten weitgehend zuversichtlich über die Rettungsaktion. Die Vereinbarung hätte ein "geordnetes Scheitern" der First Republic Bank ermöglicht und Aufsichtsbehörden mussten nicht alle Einlagen der Bank versichern, wie bei dem Zusammenbruch der SVB und der Signature Bank im März.

JP Morgan Chase Chef Jamie Dimon spielte das Risiko einer sich zuspitzenden Bankenkrise herunter. In einer Telefonkonferenz mit dem Guardian sagte Dimon das US-Bankensystem sei «ausserordentlich solide» und fügte hinzu, dass die Übernahme bedeute, dass sich der Sektor «dem Ende» der Flut von Bankenzusammenbrüchen nähere und «hoffentlich dazu beitragen werde, alles zu stabilisieren» .

Dimon wies darauf hin, dass die Bedingungen aus vielen verschiedenen Gründen nicht wie 2008 und 2009 seien. Er räumte aber ein, dass ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession und anhaltend hohe Zinsen zu «anderen Rissen im System» führen könnten.

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