Lula richtet sechs Reservate im Amazonas-Gebiet ein und schützt sie so vor Bergbau und kommerzieller Landwirtschaft

Die Gier nach Gold und Land tötet den Regenwald in Brasilien. Der neu gewählte Präsident Lula da Silva will das große Roden stoppen.
Veröffentlicht: 11. May 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 11. May 2023

Bereits 18 Prozent des Regenwalds im Amazonasbecken in Südamerika sind zerstört. Steigt diese Zahl auf etwa 20 bis 35 Prozent, wird der Schaden irreparabel. Der grösste zusammenhängende Wald der Erde, in dem zehn Prozent aller weltweiten Arten leben, trocknet aus. Der ewige Wasserkreislauf des Regenwaldes, der das Klima Südamerikas und der ganzen Welt kühlt, versiegt. Mit seinem Tod würden 123 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid, die die Bäume und Mangroven des Waldes halten, in die Atmosphäre freigesetzt. Einer der wichtigsten Pfeiler für das Klimasystem auf der Erde geriete ins Wanken. Dürreperioden nicht nur in weiten Teilen Südamerikas, sondern auch ein Rückkopplungseffekt weltweit wären die Folge: Die mittlere globale Oberflächentemperatur stiege an, Dominoeffekte könnten ausgelöst werden und das Erreichen weiterer Kipppunkte beschleunigen.

Um das zu verhindern, kommt man nicht an Brasilien vorbei. Denn hier liegen mehr als sechzig Prozent des grünen Amazonasbeckens. Nachdem die deutsche Politik sich die vergangenen Jahren fast gar nicht für Lateinamerika interessiert hat, geben sich seit der Wahl des linken Präsidenten Lula da Silva auf einmal reihenweise Spitzenpolitiker in Brasilien die Ehre: Olaf Scholz war da, zuletzt auch der Klimaminister Robert Habeck und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Sie wittern neue Hoffnung für wirtschaftliche Beziehungen. Und sie sehen in Lula einen möglichen Messias für die Rettung des Amazonas-Regenwalds.

Nun hat Präsident Lula sechs neue Reservate für indigene Völker in Brasilien eingerichtet. Mit diesem Schritt werden 620.000 Hektar in die Hände indigener Gruppen gelegt – eine bewährte Lösung gegen die Abholzung, die unter dem vorherigen Präsidenten Jair Bolsonaro stark zugenommen hat. Indigene Gruppen begrüssten die Entscheidung, sagten aber, dass mehr Reservate benötigt würden. Nach Angaben der BBC hatte die Regierung zuvor zugesagt, 14 solcher Gebiete einzurichten. 

Seit der Wiederwahl Lulas haben sich die Bemühungen um einen Stopp der Entwaldung in Brasilien verstärkt. Im Februar wurden Truppen in den Dschungel entsandt, um illegale Bergleute zu vertreiben. Damit folgte der Präsident einem Versprechen, den Verlust von Bäumen zu stoppen. Er hatte schon einmal damit Erfolg: Während seiner letzten Amtszeit als Präsident sank die Abholzungsrate um 68 Prozent.