Günter Verheugen: Ukraine nicht mehr bedingungslos unterstützen

Der SPD-Politiker drängt auf eine diplomatische Lösung.
Veröffentlicht: 1. Sep 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 1. Sep 2023

Angesichts der jüngsten Eskalation im Ukraine-Krieg hat der SPD-Außenpolitiker und ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen zu Frieden und Diplomatie aufgerufen. «Das Gemetzel muss beendet werden», sagte der 79-Jährige im Interview mit dem Weser Kurier.

Die westliche Darstellung des Konflikts in der Ukraine vernachlässige oft die Vorgeschichte. Es sei daher wichtig, die Ursachen des Konflikts zu verstehen, um Fehler der Vergangenheit zu vermeiden. Der Konflikt sei nicht plötzlich aus dem Nichts entstanden, sondern habe eine lange Vorgeschichte.

In dem Gespräch übte Verheugen offen Kritik am Kurs der Ukraine in den vergangenen Jahren. Der Umsturz in der Ukraine werde in Deutschland als eine demokratische Revolution von begeisterten Pro-Europäern dargestellt, führte er aus, und fügt an:

Das war eine fabelhafte PR-Nummer, denn es ist nur ein Ausschnitt der Wahrheit. Es war ein vorbereiteter Staatsstreich. Die ersten Maßnahmen der Übergangsregierung waren gegen die russischstämmige Bevölkerung in der Ukraine gerichtet. Dann begann der Krieg, 2014 mit der sogenannten Anti-Terror-Operation, und die russische Politik von Putin wurde dämonisiert. Die Annexion der Krim hat ihn ins Unrecht gesetzt, das machte es leicht. Der Krieg in der Ukraine wird entsprechend überhöht zu einem Kampf zwischen rivalisierenden Systemen.