Hebammen werden Weltkulturerbe

Am 6. Dezember 2023 nahm die UNESCO das Hebammenwesen in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Das reale Angebot an Hebammendiensten sinkt aber drastisch.
Veröffentlicht: 15. Dec 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 15. Dec 2023

Damit würdigt die UN-Organisation die «weltweite kulturelle Vielfalt, die sich in der Praktik widerspiegelt». Das grundlegende Wissen und Können von Hebammen gleicht sich auf der ganzen der Welt, weise aber je nach Erdteil viele regionale und kulturelle Besonderheiten auf. Die Hebammentätigkeit wurde von acht Staaten für die UNESCO-Liste nominiert. An dem Antrag beteiligte sich Deutschland gemeinsam mit Kirgisistan, Kolumbien, Luxemburg, Nigeria, Slowenien, Togo und Zypern. Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagte noch bis zum 9. Dezember in Kasane, Botswana.

Kerstin Pürschel, Deutschlands Botschafterin bei der UNESCO: Das Hebammenwesen ist ein wundervolles Beispiel für die Menschlichkeit unseres Erbes! Es zeigt, wie kulturelle Traditionen unsere Welt einen können. Ich gratuliere all den Hebammen, ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die so viel Herz, Geduld und Zeit in diese Nominierung investiert haben. Die gemeinsamen Anstrengungen von Menschen aus so unterschiedlichen Weltregionen ist gelebte Vielfalt.

Die Praxis sieht europaweit anders aus: Hebammen und Geburtshelfer sind eine bedrohte Berufsgruppe. In Deutschland bieten immer weniger Krankenhäuser Geburtshilfe an. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Demnach führten 2021 von den bestehenden 1.887 Krankenhäusern nur noch etwas mehr als 32 Prozent Entbindungen durch, 1991 waren es noch 2.441 Krankenhäuser, von denen mit rund 49 Prozent fast die Hälfte Geburtshilfe anbot. Der Grund ist schlechte Bezahlung und ständig steigende Haftpflichtprämien.


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