Frontex: Griechenland hat mehr als 600 Menschen sterben lassen

Ein Bericht des Grundrechtsbeauftragten von Frontex stellt griechischen Behörden ein vernichtendes Zeugnis aus und bestätigt, dass sie beim Schiffsunglück von Pylos im Juni 2023 keine Maßnahmen ergriffen haben, um die mehr als 750 Schutzsuchenden zu retten. PRO ASYL fordert, dass endlich massive Sanktionen gegen Griechenland eingeleitet werden.
Veröffentlicht: 20. Feb 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 20. Feb 2024

Jonas Grimheden, der Grundrechtsbeauftrage der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex, kommt in einem vertraulichen Bericht zu dem Schluss, dass griechische Behörden über 15 Stunden lang keinerlei Rettungsmaßnahmen ergriffen haben, als das Flüchtlingsboot »Adriana« am 14. Juni 2023 vor der griechischen Stadt Pylos sank und mehr als 600 Menschen mit in den Tod riss – obwohl sie nach internationalem und europäischem Recht dazu verpflichtet gewesen wären.

Damit bestätigt erstmals eine europäische Behörde die Vorwürfe, die Überlebende sowie sie unterstützende Organisationen wie Refugee Support Aegean (RSA) und PRO ASYL bereits direkt nach der Katastrophe erhoben haben: Die griechische Küstenwache hat die Menschen an Bord des Schiffes durch Nichtstun sterben lassen.

MÖGLICHE FOLGEN FÜR GRIECHENLAND

Der Bericht könnte für Griechenland drastische Folgen haben: Im Juli 2023 war bekannt geworden, dass die Agentur Frontex ihre Entscheidung zu einem möglichen Rückzug aus Griechenland wegen massiver Menschenrechtsverletzungen der dortigen Behörden im Umgang mit Schutzsuchenden von den Ergebnissen des Berichts abhängig machen möchte. Auch der Stopp von Zahlungen an Griechenland steht im Raum.