Amnesty International: «Dow-Aktionäre müssen helfen, den Opfern der Bhopal-Katastrophe Gerechtigkeit widerfahren zu lassen»

Die Menschenrechtsorganisation fordert die Aktionäre des US-amerikanischen Chemiekonzerns Dow auf, den Rückzug ihrer Investitionen aus dem Unternehmen in Erwägung zu ziehen, wenn das Unternehmen seiner menschenrechtlichen Verantwortung gegenüber den mehr als 500.000 Menschen, die immer noch unter der Bhopal-Katastrophe, einem der schlimmsten Industrieunfälle der Welt, leiden, nicht rasch nachkommt.
Veröffentlicht: 11. Apr 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 11. Apr 2024

Vor der Jahreshauptversammlung des Unternehmens am 11. April hat Amnesty International die größten Investoren von Dow angeschrieben und ihnen seinen jüngsten Bericht Bhopal: 40 Years of Injustice" (40 Jahre Ungerechtigkeit) an die größten Investoren von Dow geschrieben und sie gebeten, dazu beizutragen, dass Dow sich an die internationalen Geschäfts- und Menschenrechtsstandards hält, seit es 2001 die Union Carbide Corporation gekauft hat. Die Union Carbide Corporation war zum Zeitpunkt des katastrophalen Gasaustritts im Jahr 1984 der eigentliche Eigentümer der Pestizidfabrik in der indischen Stadt Bhopal.

Mark Dummett, Leiter des Bereichs Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International, sagte:

Bhopal ist kein Fall für die Vergangenheit. Die Menschenrechtsverletzungen, die durch das Gasleck und die Kontaminierung des Geländes verursacht wurden, sind noch nicht aufgearbeitet und dauern an. Die Überlebenden und ihre Nachkommen warten immer noch auf eine gerechte Entschädigung, eine gründliche Säuberung ihrer Umwelt, angemessene medizinische Hilfe und Behandlung, die Bestrafung aller Täter und eine umfassende wirtschaftliche und soziale Rehabilitation.

 

Die Katastrophe von Bhopal vom 3. Dezember 1984 geschah, als in einem Werk von Union Carbide India Limited, kurz UCIL, mehrere Tonnen giftiger Stoffe in die Atmosphäre gerieten. Es war die schlimmste Chemiekatastrophe und eine der bekanntesten Umweltkatastrophen der Geschichte. Tausende Menschen starben an ihren unmittelbaren Folgen. Schätzungen der Opferzahlen reichen von 3800 bis 25.000 Toten durch direkten Kontakt mit der Gaswolke sowie bis zu 500.000 Verletzten, die mitunter bis heute unter den Folgen des Unfalls leiden. Die Sanierung des mit Quecksilber und krebserregenden Chemikalien vergifteten Geländes ist bis heute nicht erfolgt, obwohl nach einer Greenpeace-Studie die Kosten lediglich in der Größenordnung von 30 Millionen Dollar lägen.  Dow Chemical weigert sich bis heute, das von Union Carbide ehemals genutzte Industriegelände von den hochgiftigen Überresten zu befreien und so den Gifteintrag in Luft und Grundwasser zu beenden.