Globaler Süden: Finanzsystem versus biologische Vielfalt

Viele Länder des globalen Südens verfügen über natürliche Ressourcen von globalem Interesse. Die biologische Vielfalt ist jedoch akut bedroht.
Veröffentlicht: 21. Jun 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 21. Jun 2024

Damit die Regierungen des globalen Südens den Verlust der biologischen Vielfalt stoppen können, müssen sie sich vom internationalen politischen und finanziellen System lösen, das derzeit den Extraktivismus in ihren Ländern begünstigt.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die die Rolle des internationalen Finanz- und Währungssektors beim Verlust der biologischen Vielfalt im globalen Süden anhand von fünf Ländern untersucht: Argentinien, Kolumbien, Demokratische Republik Kongo, Jamaika und Papua-Neuguinea. Die Studie, die von Expert*innen des Climate Justice Centre (CCJ) der University of British Columbia, des Climate and Community Project (CCP) und des Third World Network (TWN) durchgeführt wurde, zeigt, dass der Verlust der biologischen Vielfalt eng mit dem Abbau von Rohstoffen verbunden ist, die Regierungen in Entwicklungsländern jedoch trotzdem weiterhin Rohstoffprojekte genehmigen und ausweiten. So ziehen sie ausländische Investitionen an, die der Wirtschaft zugutekommen.

„Wir wollten analysieren, warum die Regierungen des Südens ihre Biodiversitätsziele immer wieder verfehlen“, erklärt Patrick Bigger, Forschungsleiter des CCP, gegenüber SciDev.Net. „Wir haben uns nicht auf die Ausweitung des Bergbaus und der industriellen Landwirtschaft konzentriert, sondern die direkten Triebkräfte untersucht, die die Bedingungen für die Genehmigung und Ausweitung dieser extraktiven und umweltschädlichen Aktivitäten schaffen, darunter das internationale Währungssystem, die globale Schuldenstruktur und transnationale Steuervorschriften“, fügte er hinzu.

Bigger wies darauf hin, dass die Regierungen dieser Länder gezwungen sind, steuerliche und monetäre Bedingungen zu akzeptieren, weil die derzeitige Struktur und die Regeln der Weltwirtschaft ihre Möglichkeiten einschränken, souveräne politische Prioritäten zu setzen, z.B. in den Bereichen Naturschutz, aber auch Klimaschutz, Gesundheit und Bildung. Obwohl die untersuchten Länder sehr unterschiedliche Realitäten aufwiesen, stehe in allen Ländern die finanzielle Stabilität in direktem Konflikt mit der ökologischen Stabilität, so die Autor*innen. „Kolumbien (…) hat sich verpflichtet, von fossilen Brennstoffen wegzukommen, sieht sich aber strukturellen Zwängen gegenüber, insbesondere aufgrund von Handels- und Investitionsabkommen“, erklärte Jessica Dempsey von der University of British Columbia in Kanada und Hauptautorin der Studie gegenüber SciDev.Net.


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