Immer wieder wird behauptet, dass die Klimasituation fatal sei. Auch Margaret Klein Salamon, klinische Psychologin aus New York, fühlte sich alarmiert. Nachdem sie zehn Bücher über den Klimawandel gelesen hat, wurde sie noch nervöser und gründete die erfolgreiche Klimainitiative: „The Climate Mobilization“. Sie unterstützte auch die Protestgruppe „Extinction Rebellion“, die 2019 Brücken, Straßen und Häfen blockierte. Schließlich entwarf sie zusammen mit Aileen Getty, Erbin des schwerreichen Erdöl-Unternehmers Paul Getty, Pläne für ein Verbot fossiler Energien. 2019 gründete Getty den Climate Emergency Fund zusammen mit anderen reichen Spendern. Salamon übernahm die Geschäftsführung. Ihre Organisation finanzierte die „Letzte Generation“ in Deutschland, die mit Protest-Aktionen den sofortigen Ausstieg aus fossilen Energien forderten. Die Aktivisten blockierten den Verkehr auf Straßen und Flughäfen, bewarfen Gemälde mit Suppe.
Extinction Rebellion forderte auch ein anderes Wording: „Klimanotstand“ statt „Klimawandel“, um den Handlungsdruck zu erhöhen. Handeln unter Bedingungen des „Klimanotstands“ schiebt aber andere Gerechtigkeits- und Wohlfahrtsanliegen in den Hintergrund, kommentierte Mike Hulme von der Universität Cambridge in einem Aufsatz 2019. Die Notstandspolitik hat auch unmenschliche und zerstörerische Folgen, so der Historiker Joachim Radkau. Manche Staaten benutzten nämlich den Umweltschutz als Vorwand, um zum Beispiel Vertreibungen zu rechtfertigen. Im November 2023 meldete die BBC unter Berufung auf Menschenrechtsanwälte, dass der kenianische Staat illegal Jäger und Sammler von ihrem angestammten Land vertreibe, um von CO₂-Kompensationsprogrammen zu profitieren.
Neben dem Schüren von Angst gerieren sich die Staaten außerdem zunehmend autoritärer, angeblich weil sie dann die globale Erwärmung besser bewältigen können. Alexander Bojanowskis diskutiert diesen Klimastreit in seinem neuen Buch „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft“ (Westend-Verlag, 288 Seiten, 25 Euro).
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