Klagewelle gegen ewige Chemikalien erwartet

PFAS-Hersteller müssen sich warm anziehen
Veröffentlicht: 12. Jul 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 12. Jul 2024

Der Anwalt Brian Gross warnte auf einer Branchenkonferenz der Plastikhersteller im Februar vor «astronomischen Kosten», die auf PFAS-Produzenten aufgrund einer Klagewelle zukommen könnten. Zur Info: PFAS (per- und polyfluorierte Kohlenstoffe) – manchmal auch als PFC (Poly- und Perfluorcarbone) bezeichnet – machen Oberflächen wasser- und fettabweisend. Sie finden sich in Beschichtungen von Lebensmittelverpackungen, Outdoorkleidung und Feuerlöschschäumen. PFAS sind chemisch und thermisch sehr stabil. Sie zerfallen in der Natur quasi nicht und werden deshalb auch als «ewige Chemikalien» bezeichnet. 
INFOsperber dazu: „PFAS-Hersteller wie 3M und DuPont und Chemours verwendeten die Chemikalien jahrzehntelang in zahlreichen Alltagsprodukten, obwohl sie von ihrer Gefährlichkeit wussten. Vertreter der Chemikalienklasse, die tausende von Einzelsubstanzen umfasst, wurden bereits in Regenwasser gefunden, in der Plazenta und sogar am Nordpol. So gut wie jeder US-Einwohner hat PFAS im Blut. 

Die Serie der Klagen, sagen Fachleute, beginne gerade erst, aber einige gab es laut INFOsperber schon: Eine Klage gegen DuPont/Chemours, das 2017 rund 670 Millionen Dollar an 3500 Einwohner West Virginias bezahlte, deren Wasser mit PFAS verschmutzt war. Eine Klage gegen 3M in Minnesota, in der sich das Unternehmen 2018 mit der Staatsanwaltschaft auf eine Strafe von 850 Millionen Dollar wegen PFAS-Verschmutzungen einigte. Eine 2023 beigelegte Klage gegen 3M, welches etlichen US-Gemeinden über 13 Jahre rund 10 Milliarden Dollar für die Trinkwasserreinigung zur Verfügung stellten muss. Tausende Klagen sind offen. Immer mehr Unternehmen, die PFAS in ihren Produkten verwenden, werden unter die Lupe genommen. Im April beschloss die US-Regierung erstmals strenge, landesweit gültige Trinkwasser-Grenzwerte für fünf PFAS-Chemikalien, die bis 2029 umgesetzt werden müssen. In Europa gibt es bisher noch keine grösseren Rechtsstreitigkeiten wegen PFAS-Verschmutzung. Aber die Lage wird aufmerksam beobachtet, da PFAS in der Umwelt weit verbreitet sind und die Regulierung zunehmend strenger wird. 


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