Beim «Gene Drive» wird nicht allein ein gewünschtes Gen in einen Organismus eingebracht, sondern zugleich ein Kopiermechanismus. Er sorgt dafür, dass das eingebrachte Gen fast immer an die Nachkommen weitergegeben wird. Breiteten sich Genveränderungen früher über viele Generationen hinweg in einer Population aus, geht es mit «Gene Drives» viel rasanter, bis schliesslich alle Nachkommen das gewünschte Gen tragen. Bei Mücken könnte ein solches Gen beispielsweise dazu führen, dass eine Art ausstirbt, weil sie mittels «Gene Drive» unfruchtbar gemacht wurde.
Schädlingsbekämpfung, Ausrotten invasiver Arten, Biowaffen – «Gene Drives» sind für viele Forscher interessant. Könnte man zum Beispiel Anophelesmücken, die Überträger der Malaria, mit Hilfe von «Gene Drives» ausrotten, würde dies Malariatode und -erkrankungen reduzieren. So die Hoffnung – die laut dem «Gen-Ethischen Netzwerk» jedoch «unbegründet und fragwürdig» sei. Nach nunmehr zehn Jahren des Experimentierens und einzelner Freisetzungsversuche werden nun die Bedenken gegenüber den Auswirkungen dieser neuen Gen-Technologie lauter. Die Forschungen würden aber weitergeführt, die Kritik verhalle grösstenteils ungehört, und Afrika werde einmal mehr zum Ort eines gigantischen und gefährlichen neokolonialen Experiments. An der Spitze der Organisationen, die «Gene Drives» für die Malariabekämpfung befürworten, stehe die «AU Development Agency – New Partnership for Africa‘s Development» (AUDA-NEPAD). Sie werde über die Stiftung «Open Philanthropy Project» finanziert, die Dustin Moskovitz, ein Mitbegründer von Facebook, gegründet hat. AUDA-NEPAD führt in verschiedenen afrikanischen Regionen Veranstaltungen. Das Ziel: Schnellere Einführung von «Gene Drives».
«Target Malaria» gilt als das erste Projekt, das eine Gene-Drive-Anwendung für die Bekämpfung der Malaria zur Freisetzung entwickelt hat.
Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung (BMGF), die Stiftung «Open Philanthropy Project» und die Forschungsabteilung des US-Militärs gehören zu den grössten Geldgebern von «Target Malaria». Am 1. Juli 2029 liess man im Dorf Bana in Burkina Faso gentechnisch veränderte Anopheles-Mücken der Art «Anopheles Gambiae» los. «Die Freisetzung – die erste auf dem afrikanischen Kontinent – erfolgte, obwohl afrikanische zivilgesellschaftliche Organisationen mehrere Jahre lang zahlreiche ernsthafte Bedenken und Warnungen geäussert hatten, dass das Projekt Afrika zu einem Testgelände für riskante Technologien machen würde», schreibt das «Gen-Ethische Netzwerk». «Target Malaria» lässt sich durch die Widerstände und Kritik aber nicht beirren und hält an der Vision fest, Malaria durch die Gene-Drive-Technologie endgültig ausrotten zu können. Das Fazit eines WHO-Berichts: Diese Technologie ist zum Scheitern verurteilt und und setzt viele afrikanische Bevölkerungsgruppen unnötig riskanten Technologien aus.
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