Andrej Hunko, Abgeordneter des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), war vom Gesundheitsausschuss des Europrats als Beobachter zur Weltgesundheitsversammlung geschickt worden. Er berichtet im Interview mit den Nachdenkseiten von der Versammlung der Delegationen aller Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die einmal im Jahr in Genf stattfindet und das oberste Entscheidungsgremium der WHO ist. Zur Abstimmung standen im Juni 2024 der Pandemievertrag und die Reform der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV).
Beide Vereinbarungen sollen die Entscheidungsbefugnisse der WHO erhöhen, sie zu einem zentralen internationalen Polit-Player machen. Der Pandemievertrag wurde wegen der erforderlichen komplexen Abstimmungsprozesse erst einmal vertagt, die neuen IGV konnten durchgewunken werden. Die Mitgliedsstaaten können sie noch durch ein Opting-out-Verfahren abwenden. Der blosse Verdacht auf die Ausbreitung einer übertragbaren Krankheit oder eine Überlastung des Gesundheitssystems reichen demnach zukünftig aus, um eine Pandemie auszurufen.
Hunko fielen sehr bedenkliche undemokratische und intransparente Vorgehensweisen innerhalb der WHO auf. «Ich war der einzige teilnehmende Abgeordnete, der nicht einer Regierung angehörte. Es gibt in der WHO keine Kultur einer Teilnahme von Abgeordneten, Journalisten oder kritischen NGOs. Es ist eine reine Veranstaltung von Regierungen und Stakeholdern.» Unter Stakeholdern versteht man in der WHO die Unternehmen, die die WHO unterstützen und an ihr verdienen sowie die grossen Stiftungen, die profitstrategisch ausgewählte Projekte der WHO unterstützen.
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