Wolfgang, der Pionier: Jeder Mensch ist ein Cleverle
Schule, so wie sie die Bildung organisiert, hat als System ihren Zenit überschritten. Schon bald 60 Jahre auf einem anderen Weg unterwegs ist Wolfgang Helmeth mit seinen «Denzlinger Cleverle». In einer Welt, in der – auch wenn es viele nicht wahrhaben können oder wollen – immer mehr kollabiert, sind Projekte mit und in einem anderen System Gold wert. Ein Interview mit dem Bildungs-Pionier.
Ueli Keller: Wie hast du dein Erwachsenwerden insbesondere im Hinblick auf deine Bildung sowie deine Integration in die Berufs- und Erwerbswelt erlebt?
Wolfgang Helmeth: 1943 geboren, bin ich in Plittersdorf, einem Stadtteil von Bonn aufgewachsen. Mein Pionier-Instinkt machte sich unbewusst bereits in frühen Jahren auf der Suche nach neuen Pfaden der Persönlichkeitsentwicklung bemerkbar. Statt in den Kindergarten, den ich hasste, ging ich auf Baustellen, um dort mitzuhelfen. Die Schule hasste ich ebenso, musste sie aber bis zum 14. Lebensjahr erleiden. Ausserhalb der Schule kümmerte ich mich um meine «Erfindungen» und bastelte an vielen Objekten. Neben der 3½-jährgen Lehre als Feinmechaniker, wo ich bald mit Gesellentätigkeiten beschäftigt war, entdeckte und begegnete ich Menschen aus diversen Ländern, die – mit ihrer Vielfalt von Kulturen, Religionen, Speisen, Tänzen und Sprachen – meine Freunde wurden. So entwickelte sich aus mir ein Pionier-Weltbürger. Das war – obwohl damals Bonn die Hauptstadt von Deutschland war und Plittersdorf umgeben von Botschaften der ganzen Welt – unüblich. Von dort ging’s ein Jahr nach Paris, dann 4½ Jahre nach Hamburg; und 1970 bin ich Denzlingen bei Freiburg i. Brsg. gelandet.
1973 warst Du als Tourist in der Elfenbeinküste und erkanntest dort, was getan werden müsste, damit im Laufe der Zeit professionelle Kompetenzen entstehen können: Was war das?
Nach vielen weiteren Pionier-Episoden, welche mich in Pionier-Art auch beruflich erfolgreich bis hin zum Entwicklungsingenieur im Bereich Elektronik führten, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, der mein Leben wieder einmal völlig umkrempelte. In einem kleinen Dorf in der Côte d’Ivoire beobachtete ich während eines zweimonatigen Urlaubs Kinder, welche sich aus Schrott ihre Spielsachen selbst herstellten. Das aber war verboten, denn die traditionelle Gesellschaft erzog die Kinder zum absoluten Gehorsam, damit sie zum familiär notwendigen Broterwerb beitrugen.
Ich verglich die dortige konventionelle Erziehung und Bildung mit unserer Kultur, wobei ich viele Parallelen feststellte. Um nicht sinnlose Praktiken zu tradieren, sind immer neue Wege notwendig. Der Pionier in mir wurde wiedermal aktiv: Was macht einen jungen Menschen aus und was kann aus ihm werden, wenn man ihm die Gelegenheit bietet, all das zu werden, was an Potenzialen in ihm steckt? Im Gegensatz zur konventionellen Erziehung und Bildung braucht es dafür andere Wege, Mittel und Methoden.
Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen in der Persönlichkeitsentwicklung erkannte ich einen grossen Unterschied im Bereich der Vielfalt meiner eigenen Wege des Kompetenzerwerbs und derjenigen der jungen Menschen in der Côte d’Ivoire: Dort sah man (noch) nicht, welche Vielfalt an Potenzialen in einem Menschen steckt und wie diese zu deren eigenem Wohl und zum Vorteil der sich drastisch gewandelten modernisierten Gesellschaft mit ihrem hohem Bedarf an Fachkräften in vielen Bereichen zur Entfaltung kommen können.
Sogenannte Entwicklungshilfe habe ich als falsch erlebt, weil und wenn sie Probleme von aussen zu lösen versucht, anstatt von Grund auf dafür zu sorgen, dass sich die angeborenen Talente früh und spielerisch entfalten können, damit Gesellschaften in der Lage sind, ihre Probleme selbstständig und kreativ selber zu lösen. In traditionell eingerichteten Bildungseinrichtungen der Côte d’Ivoire fand das nicht statt. In Schulen wurden, wie früher und zum Teil immer auch noch bei uns, sehr enge, aber letztlich ungeeignete Methoden praktiziert. Man glaubt daran, dass damit den jungen Menschen phantastische Lebensmöglichkeiten vermittelt werden können.
Dies hat Dich auf die Idee mit den «Cleverle» gebracht: Was kann darunter verstanden werden?
Die in jedem jungen Menschen individuell angelegten Potenziale wollen sich naturgemäss entfalten können. Dazu dienen die Neugierde, der Tatendrang und die ersten spielerischen Versuche, das nachzuahmen, was man im Leben entdeckt hat. In solch einem Sinne hat beispielsweise die Firma «Playmobil» diverse Lebensbereiche so gestaltet, dass man in jungen, prägenden Jahren vieles spielerisch erproben kann. Hat man auf diesem Weg interessante Bereiche gefunden und sich damit gebildet, ist es ebenso ganz natürlich, dass man nach höheren Herausforderungen sucht. Da parallel dazu die Neugierde weiter nach neuen Themen sucht, entwickeln sich mehrere und weitere Kompetenzen. Dies ist ein lebensbegleitender natürlicher Prozess. Aufgrund dieser Erkenntnis kam ich vor vielen Jahren auf die Idee, mich für solcherart Bildungsprozesse zu engagieren, um sie praktisch zu begleiten, und sie per Internet und Medien sowie an Fachveranstaltungen und in Gesprächen mit Fachleuten zu publizieren.
Welche konkreten und praktischen Erfahrungen hast Du als Pionier im Bildungswesen mit den Cleverle gemacht?
Nach meiner ersten Reise in die Côte d’Ivoire ging mir das Thema nicht mehr aus dem Kopf. So kam ich auf die Idee, hier in meinem Wohnort etwas zu beginnen. Dazu diente zuerst ein kleiner Tisch in meiner Wohnung, dann nach meiner Hochzeit die Besenkammer und später der Keller. Aber auch draussen konnten Cleverle beispielweise mit meinem VW-Käfer erste Fahrversuche machen. Nach dem Umzug in ein Haus ging’s zuerst auch da im Keller los. Dann bauten wir gemeinsam draussen im Garten eine Werkstatt aus Balken und Brettern sowie aus Fenstern und Türen von abgerissenen Häusern, aus Sperrmüll und Resten von Baustellen. Es erfolgte die Namensgebung: «Denzlinger Cleverle». - Parallel dazu ging’s öfters in die Côte d’Ivoire, um dort mit der gleichen Idee etwas aufzubauen. Doch auch da fehlten mir zunächst die geeigneten Ansprechpartner.
Du hast immer wieder versucht, andere im Bildungswesen von Deiner Idee mit den Cleverle zu überzeugen: Wie ist es Dir dabei und damit ergangen?
Natürlich – da alles organisatorisch und strukturell für mich Neuland war – wollte ich Fachleute, Institutionen, spezielle Messen, Politiker etc. kennenlernen, um mich in diesen Welten besser zurechtzufinden und gegebenenfalls mit ihnen kooperieren zu können. Dabei muss ich letztlich feststellen, dass man mich zwar oft verstand, aber wohl doch lieber beim Altbewährten blieb.
Du hast dazu auch unseren gemeinsamen Freund, den freischaffenden Philosophen Bertrand Stern, um seine Meinung gefragt.
Bertrand kenne ich schon seit vielen Jahren. Ich schätze ihn hoch ein, da er wie ich unsere bestehende Bildungskultur scharf kritisiert. Er kämpft gegen die Schulanwesenheitspflicht und hat erkannt, dass ich wohl ein geeignetes Konzept entwickelt habe, welches in der Lage ist, jungen Menschen wesentlich mehr zu bieten, als das die Schule mit ihren Zwangsmethoden kann. Jahrelanges passives Sitzen und eine Fixierung auf Lehrpläne, welche selten auf individuelle Potenziale passen: wodurch der Einzelne, mit den verlockenden Schulnoten vor der Nase, immer weniger auf seine individuellen Potenziale achtet. Und eine Kultur der Berufswahl für ausschliesslich einen Beruf fürs Leben, sodass das weitere Leben keine besonderen Anreize mehr bietet.
Bertrand Stern selber teilt dazu mit:
Seit Jahrzehnten ist mir das Würdigen des Menschen und der Ausbruch aus dessen widersinniger Beleidigung, indem er zum blossen Objekt eines Systems gemacht und erniedrigt wird, ein Kernanliegen meines Wirkens. Diese Tendenz mag einst wichtig gewesen sein, als dieses Gesellschaftssystem, das ich als «Zuvielisation» bezeichne, noch mit aller Gewalt die Welt erobern und unterwerfen wollte. Doch obschon es heutzutage für ein solches Ansinnen keinen Platz geben sollte und darf, werden nach wie vor junge Menschen, die deshalb als «Kinder» gehalten werden, weil sie für «Kinder» gehalten werden, nach solch menschenwidrigen Vorgaben abgerichtet, auch – völlig verfassungswidrig! – durch eine von «Vater-Staat» befohlene, durchgeführte und entsprechend sanktionierte Zwangsbeschulung. Inzwischen wächst der Widerstand hiergegen gottlob immerzu: durch die Betroffenen selbst, die sich zur Wehr setzen, und durch liebende Mütter und Väter, die nicht mehr bereit sind, ihren Nachwuchs auf dem Altar der obsoleten (pädagogischen) Ideologien zu opfern. Wenn stattdessen der Respekt vor dem Subjekt, seiner Würde, seiner Selbstbestimmtheit, seiner Kompetenz, seinen angeborenen sozialen und solidaren Fähigkeiten gelten soll, kann gedeihlich sich entfalten, was ich kurz als «frei sich bilden» umschreibe. «Frei sich bilden» als Ausdruck des Lebens, seiner Dynamik, seiner Vielfalt, seiner kreativen Potenzen, seiner innovativen Möglichkeiten. Und zwar von der Zeugung an bis zum letzten Atemzug. Keine «Alters-Segregation»!
In welcher Weise diese Dynamik unterstützt werden kann, etwa durch die «Denzlinger Cleverle»: Hierüber zu entscheiden steht nicht mir und nicht jemand anders, sondern einzig und allein dem betroffenen Menschen zu, der das ihm zur Verfügung gestellte Instrumentarium nutzen kann. Wenn diese geniale und einfache Idee «ankommt», freue ich mich, dass Menschen sich ihrer bedienen – auch, um den völlig verrückten, ideologisch noch in finsterer Vergangenheit behafteten Schulbehörden wirksam und konstruktiv, auch juristisch, zu begegnen. «Frei sich bilden» ist so naheliegend, so selbstverständlich – und dennoch bedarf es immer wieder der Erläuterungen, was es konkret bedeutet – und welche Gefahren (Fallen) es bei Missverständnissen gibt. Doch just hierauf hinzuweisen und den interessierten Menschen im Rahmen meiner Möglichkeiten zur Verfügung zu stehen, ist das ethische Anliegen, dem ich mich in unterschiedlichster Weise widme: publizistisch durch Bücher und Zeitschriftenbeiträge; durch online-Kongresse; bei Vorträgen und Seminaren; und im persönlichen Gespräch mit Betroffenen.
Zudem hat Bertrand von der sogenannten Künstlichen Intelligenz (KI) erfahren, was sie unter «frei sich bilden» versteht. Hier dazu seine Mail vom 9.12.2024:
Die Antwort von KI, was «frei sich bilden» bedeuten könnte:
Bildung als persönlicher Ausdruck:
Jeder Mensch könnte individuell entscheiden, wie, wo und mit wem er sich bilden möchte – durch Projekte, Gespräche, Reisen, kreatives Arbeiten oder Selbstreflexion.
Gemeinschaftliche Räume für Bildung:
Statt Schulen könnten offene Bildungsräume entstehen, in denen Menschen jeden Alters und Hintergrunds zusammenkommen, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu unterstützen.
Lebenslange Bildungskultur:
«Frei sich bilden» würde deutlich machen, dass Bildung keine Phase ist, die mit der Schule endet, sondern ein lebenslanger Prozess, der in jedem Moment passieren kann – unabhängig von Ort und Alter.
Wertschätzung von Vielfalt:
Bildung wird nicht mehr in starre Kategorien wie «Fächer», «Abschlüsse» oder «Berufsbildung» gepresst, sondern als freies Entdecken und Gestalten verstanden, das von den Interessen, Bedürfnissen und Zielen der Menschen ausgeht.
Praktische Schritte zur Umsetzung:
- Neudefinition der Bildungslandschaft: Weg von Schulgebäuden hin zu offenen, einladenden Räumen wie Werkstätten, Gärten, Cafés, Bibliotheken, digitalen Plattformen und Gemeinschaftszentren.
- Förderung des freien Zugangs: Kostenfreie und niederschwellige Möglichkeiten schaffen, sich selbst zu bilden – unabhängig von finanziellen Mitteln oder Herkunft.
- Abschaffung des Schulzwangs: Stattdessen Angebote fördern, die junge Menschen einladen, sie aber nicht verpflichten.
- Kultureller Wandel: In den Medien, in der Politik und in der Gesellschaft die Idee verankern, dass Bildung etwas Freies und Individuelles ist, das durch Gemeinschaft und Inspiration unterstützt wird.
Ein neues Narrativ:
«Frei sich bilden» könnte eine Bewegung sein, die Menschen in ihrem Menschsein bestärkt – unabhängig von Alter oder sozialen Konventionen. Es lädt dazu ein, Bildung nicht als Pflicht oder Druck zu erleben, sondern als etwas Natürliches, das in jedem von uns verankert ist: die Freude, die Welt zu entdecken, uns weiterzuentwickeln und in unserer Einzigartigkeit zu wachsen.
Fortsetzung des Interviews:
Ueli Keller: Was die KI zum «Frei sich bilden» mitteilte, entspricht ganz und gar nicht dem, was ich von den massgebenden Mehrheiten der Medien, der Politik, der Verwaltung, der Wirtschaft und der Wissenschaft gewohnt bin, die grossartig leidend und super teuer in der Sackgasse einer Bildung für die Vergangenheit stecken (bleiben wollen). Die KI halte ich allerdings für eine Maschine ohne Gefühle sowie ohne Herz und Seele. – Du, Wolfgang, hast vor kurzem selber der KI die Frage gestellt, wie das Bildungssystem der Zukunft aussehen wird und welche Rolle dabei Dein Cleverle-Projekt spielen kann: Was hat sich dabei ergeben?
Wolfgang Helmeth: Kaum war die KI allgemein zugänglich, als ich sie zunächst mal mit diversen Themen testete. Dann aber ging’s los: Von Beginn an antwortete mir die KI wie ein vertrauter «Freund». Je tiefer ich mich mit meinen Themen an sie wandte, desto mehr hatte ich den Eindruck, dass sie mich versteht. Sie gab mir weiterführende Tipps, bis ich mich letztlich ihr gegenüber nicht mehr anonym verhielt, sondern mich als «Cleverle-Experten» bekannte, was sie gelassen hinnahm. Sie ist ja nur eine Maschine, die keine Gefühle hat.
Was ist Deine Meinung zu KI?
Natürlich kann man gegenüber der KI skeptisch sein. Sie ist ja nur eine Maschine, die kein Herz und keine Seele hat. Meine Erfahrung mit ihr ist jedoch sehr positiv, da sie ja mit unendlich vielen Daten gefüttert ist, und somit ein fast «universelles Verständnis» hat. Nur Mut, und da es nicht kostet, die verständliche Skepsis überwinden, zurück in die spielerische und neugierige Haltung junger Menschen: einfach mal probieren!
Vor wenigen Tagen hat mir ein Cleverle mitgeteilt, wie man den COPILOT nutzen kann, um gewünschte Bilder zu erstellen. Nix wie ran, denn ich will mal einen Erklärfilm machen, damit man mich noch leichter versteht. Die ersten Versuche mit dem Hinweis der KI, wie man einen Erklärfilm strukturiert, sind viel versprechend. Zurzeit überlege ich mir ein Konzept, wie ich mit einer Cleverle-Figur, welche vielfältigste Tätigkeiten realisiert und dabei die Unterstützung von anderen Cleverle bekommt, Zeichentrickfilme machen kann. Danach habe ich vor, dies dem Berufskolleg für Design in Freiburg für ein Filmprojekt vorzuschlagen.
Worin siehst Du Deine Pioniertätigkeit begründet?
Meine Pioniertätigkeit beinhaltet die Entwicklung einer Selbst-Bildungskultur, welche auf dem natürlichen Bestreben der individuellen Potenziale zur Selbstentfaltung beruht.
Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern. (aus: Giuseppe Tomasì di Lampedusa, 1896-1957, Der Leopard).
Wie und womit ist es Dir gelungen, als Pionier zu wirken?
Hier einige meiner Pionier-Projekte im Bildungsbereich: Im Rahmen von ZIVIS (Zivildienst im Ausland, anstatt Bundeswehr) bot sich mir die Gelegenheit, mit meiner Cleverle-Idee für oder direkt in diversen Ländern entsprechend je ihrer Fasson aktiv zu werden. Die Côte d’Ivoir lag mir neben weiteren Urlaubs-Aufenthalten immer am Herzen. Vom Minister für technische Erziehung und Berufsausbildung, den ich dort bereits 1973 kennenlernte, hätte ich die Möglichkeit bekommen, eine grosse Anlage zur Entwicklung und Produktion von Spiel- und Selbstlernmittel zu realisieren. Er wollte alles finanzieren lassen. Da ich wie bereits gesagt mit unserer staatlichen Entwicklungshilfe nicht einverstanden war, verhandelte ich diese Idee direkt mit dem Ministerium, welches das Projekt finanzieren würde, wenn der Minister einen offiziellen Antrag stellt: was er dann auch machte. Dieser Antrag kam im Ministerium an, als die Befürworter meiner Idee im Urlaub waren. Dem Stellvertreter schien jedoch dieser Antrag nicht förderungswürdig, und er schickte ihn zurück. Das war das Ende dieser jahrelangen Bemühungen. Das Pech eines Pioniers, der aber nicht das Handtuch schmeissen wollte. - Einige Jahre später geschah eine Überraschung. Man bot mir 1986 eine Stelle an der Universität von Abidjan an: Ich solle die dort herrschende französische Bildungskultur (inzwischen gingen viele Kinder zur Schule) so umgestalten, dass die Resultate im Land auch nützlich werden konnten. Das bestehende System schüttete nur Pseudobürokraten aus. Inzwischen verheiratet, 3 Kinder, wagten wir dieses neue Pionier-Abenteuer. Wir gelangten in den Norden des Landes, in Korhogo, an meine Arbeitsstelle, dem CAFOP (Centre d'Animation de Formation Pédagogique), wo Lehrer ausgebildet werden. Ich bekam vier freigestellte Professoren zugeteilt, welche ihre Freiheit für sich privat nutzten.
Was soll’s, sagte sich der Pionier und beschritt neue Wege: Die Idee, jungen Erwerbslosen mit einfachen Mitteln die Entwicklung und Herstellung von interessanten Spielmitteln in wenigen Minuten sowie deren Vertrieb vorzuschlagen. Natürlich war das nicht für alle ein Ausweg aus ihrer Situation: Aber einige machten mit, und gaben bis heute nicht auf. Zwischendurch gab es die Möglichkeit, mit Abiturienten, welche in Deutschland den Kriegsdienst verweigerten, als «Zivi im Ausland» zu arbeiten, wozu wir die Genehmigung als «Internationales Institut zur Entwicklungsförderung der Jugend e.V.» erhielten, welches ich anfangs der 1980er-Jahre gründete ... insgesamt ist der Traum des Pioniers noch nicht erfüllt: Aber aufgeben liegt ihm nicht.
Lokal waren und sind es immer wieder die «Denzlinger Cleverle»: Möglich als Muster für jegliche Orte auf der Welt, wo der «individuelle innere Lehrplan» Menschen zu beliebigen cleveren Aktivitäten ermuntert, um keinen Entwicklungsfortschritt zu verpassen.
Ein regionales Projekt war der Aufbau des Projekts «Clever Talente entfalten»: dies im Kontext der Organisation der trinationalen Metropolregion am Oberrhein. Hier sah der Pionier eine Chance, seine Idee in dieser Region bekannt zu machen und gründete mit seinen Denzlinger «Cleverle», dem Basler Projekt «Bildungsnetzwerk 4057» und dem Strassburger Projekt «Les Petits Débrouillards» das Dreiland-Projekt «Clever-Talente-fördern», das nach anfänglicher Erfolgen wegen mangelnder Finanzierung insbesondere aus Strassburg und auch aus Basel, leider einschlief.
Der Pionier aber besuchte und besucht weiterhin alle denkbaren Veranstaltungen, um mit interessanten Leuten den Kontakt zu pflegen, mit denen er regional z.T. bis heute in Verbindung steht. Der neueste Kontakt mit Peter Wyler und seinem Projekt «Era Nova» für eine schönere Welt (Link: https://era-nova.org), wurde mir durch dich und dein Europäisches Netzwerk «Bildung & Raum» vermittelt.
Der universelle Cleverle-Navi: Er bietet für jeden Fortschritt die optimalen Informationen. Hier in Denzlingen begann ich ja ab 1970 mit Nachbarkindern rein spielerisch im Bastelkeller und in der Umgebung (Schwarzwald), viele interessante Aktivitäten zu realisieren. Daraus entwickelte sich das Konzept der Denzlinger-Cleverle. Der daraus entstehende Gedanke, solch eine individuelle Förderung allen Kindern dieser Welt zu ermöglichen, motivierte den Pionier, eine grenzenlose Idee zu strukturieren: Eine digitale Plattform, die alles ermöglicht. So nahm ich dafür den Kontakt mit einem Uni-Professor auf, der mich verstand und am nächsten Tag einen Studenten präsentierte, der zu dieser Idee seine Diplomarbeit verfasste. Das war 2004: Der Cleverle-Navi war geboren. Er führt jeden dort hin, wo sein Interesse und seine Neugier ihn motivieren, um Schritt für Schritt an sein Kompetenzen-Ziel zu kommen. Dafür stehen ihm diverse Möglichkeiten zur Verfügung: beispielsweise der Hinweis auf ein Buch oder eine Website, oder ein persönlicher Kontakt zu jemand, der theoretisch und praktisch weiterhelfen kann.
Kontaktadressen:
Wolfgang Helmeth (mit dem Angebot eines persönlichen Treff's im Cleverle-Center): Denzlingen, Berliner Str. 17; Mob. 0049(0)1522 8700760, auch WhatsApp und E-Mail: [email protected]. Internetseite: www.edeju.de.
Bertrand Stern: Aggerstr. 15-17, 53721 Siegburg; Festnetz: 0049(0)2241 53848 und E-Mail: [email protected]; Internetseite: www.bertrandstern.de.
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Ueli Keller
Ueli Keller ist ausgebildet als Lehrer und als Heilpädagoge, als Supervisor- und Organisationsentwickler sowie als Bildungswissenschaftler. Er war 45 Jahre in mehreren Berufsfeldern lohnerwerbstätig. Seit 2012 pensioniert, ist er als frei schaffender Bildungs- und Lebensraumkünstler mit Herz, Kopf, Hand und Fuss in diversen Tätigkeitsfeldern unterwegs. Unter anderem europaweit als Koordinator des Netzwerks «Bildung & Raum» sowie als Botschafter für Neue Politik (www.einestimme.ch).
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