«Krieg gegen die Fische»

Die Schweiz isst zuviel Fisch – Ökolabels helfen wenig

Die neusten Zahlen sind beklemmend: Die Schweiz vertilgt pro Einwohner im Jahr über 9 Kilo* Fisch und Meeresfrüchte. Trotz absehbarer Erschöpfung der Fischbestände nimmt der Fischkonsum Jahr für Jahr zu - auch in der Schweiz, die traditionell kein Land von Fischessern ist und 95% der Fische importieren muss.

Laut Schätzungen** des Vereins fair-fish kann der Planet Erde etwa anderthalb Fischmahlzeiten pro Mensch und Monat liefern, Fischzucht inbegriffen. Das entspricht ungefähr 2,7 Kilo* Fisch pro Kopf und Jahr. Wir essen also mehr als dreimal soviel Fisch, wie uns eigentlich zusteht. Die Rechnung bezahlen die Umwelt, arme Völker im Süden - und die übernächste Generation. Denn wenn wir die Ozeane weiterhin leeressen, wird es in vierzig Jahren nichts mehr zu fischen geben.9 Kilo* Fisch pro Kopf und Jahr können auf nachhaltige Weise gar nicht beschafft werden. Das ist die unbequeme Wahrheit. Man kann ihr nicht dadurch entgehen, dass man einfach nur noch Fisch mit irgendeinem Öko-Label kauft. Soviele Label-Fische wird es nie geben - es sei denn, die Label würden verwässert. Seriöse Fisch-Label machen durchaus Sinn: als zweiter Schritt. Der erste Schritt muss heissen: weniger Fisch essen. Sonst bleibt es beim «Krieg gegen die Tiere», wie es Jonathan Foer in seinem aktuellen Buch «Tiere essen» treffend nennt - und er meint damit nicht nur den zu hohen Konsum von Fleisch, sondern ausdrücklich auch von Fisch.

* Der Weltdurchschnitt liegt bei 16.7 kg Fisch pro Kopf und Jahr. Hierbei handelt es sich freilich um das Lebendgewicht der Tiere. Die 9.1 kg des Schweizer Konsums dagegen beziehen sich weitgehend auf das Gewicht in Filets. Umgerechnet auf Lebendgewicht vertilgt jede/r Schweizer/in grob geschätzt 25 kg Fisch.

**Mehr dazu hier: http://www.fair-fish.ch/blog/archive/2010/08/10/weniger-fisch-essen-fair-fish-findet-gefolgschaft.html