Offene Menschen im «Biodörfli»

Als wir eingezogen sind, kamen die Nachbarn, um zu sehen, wer wir sind. Darüber erschraken wir erst, aber jetzt finden wir sehr angenehm, wie es hier läuft. Als das «Biodörfli» vor 35 Jahren gebaut wurde, erhielt jedes Haus rund 200 m2 vom Gemeinschaftsland zur Benutzung zugesprochen. Einige haben es mit Selbstversorgung versucht. Damals gab es Enten und eine Ziege, heute sind es Hühner, Wachteln, Hasen und zur Zeit auch zwei kleine Wollschweine, die den Garten beackern. In der Mitte des «Biodörfli» steht ein Gemeinschaftshaus wo wir Lesungen, Gymnastik, Filme, Diskussionen, Dia-Shows und gemeinsames Brotbacken veranstalten. Wenn auch nicht mehr so stark, ist der Geist von damals noch spürbar. Ende der 70er Jahre waren die Menschen hier mehr aufeinander angewiesen; man hatte die Kinder gegenseitig beaufsichtig und an Mittagstischen verpflegt. Heute sind wir die einzigen, die noch Kinder im Haus haben. Der Altersdurchschnitt liegt bei weit über 60 Jahren. Damit ist auch klar, dass die harten Arbeiten mehr Mühe machen. Manchmal ist es schwierig, wenn die einen es so wollen und die anderen so. Am schönsten finde ich aber, dass immer jemand da ist, wenn man etwas braucht. Man kann Alltagsgegenstände unkompliziert voneinander ausleihen und die Menschen hier sind immer noch sehr offen. Sie leben bewusst und ökologisch – so wie wir.

Christoph Bachmann (45) lebt mit seiner Frau und drei kleinen Kindern in der Gemeinschaftssiedlung «Biodörfli» in Bubikon.
10. Mai 2014
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