Beherzter Grenzgänger

Flüchtlingskaplan Cornelius Koch (1940 - 2001) stand quer in der politischen Landschaft. Er stritt mit seinem Bischof und mit dem Bundesrat. Er polarisierte und brachte Menschen zusammen. Er war widersprüchlich, und er legte Widerspruch ein. Er kämpfte gegen die Abstumpfung des menschlichen Gewissens. Rastlos und beharrlich überschritt er festgelegte Grenzen zwischen Staaten, sozialen Rängen und in den Köpfen.

Als Auslandschweizer 1940, wenige Tage nach dem Kriegsbeginn in Rumänien geboren, kam Cornelius Koch 1948 in den Thurgau, den sein Grossvater nach der Jahrhundertwende verlassen hatte, im sein Glück in Rumänien zu finden. Nach dem Freitod seiner Mutter beschloss Cornelius Koch, Priester zu werden und damit sein lebenslanges Engagement für die Ausgestossenen.

Mit spektakulären Aktionen erregte er Aufsehen: Sein Bild ging durch Presse und Fernsehen, doch der Mensch dahinter blieb unbekannt. Was bewog Cornelius Koch, sich rückhaltlos für Ausgegrenzte einzusetzen: für Heimzöglinge, Arbeitslose, Flüchtlinge, Sans-Papiers, streikende Arbeiter und lateinamerikanische Indigenas?

Das Buch von Claude Braun und Michael Rössler ist Biografie und Zeitgeschichte zugleich: Es beleuchtet über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren (1971 - 2001) die Schweizer Asyl- und Ausländerpolitik und die Basisbewegung von Bürgerinnen und Bürgern für die Flüchtlinge. Das Leben eines Mannes wird erzählt, der als Kind am eigenen Leib erfährt, was es heisst, entwurzelt zu sein. Durch Begegnungen mit sozial engagierten Menschen findet er nach und nach zu seiner Berufung: als Weltbürger für Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu kämpfen.
 
Claude Braun u. Michael Rössler: Ein unbequemes Leben – Cornelius Koch, Flüchtlingskaplan. Zytglogge, 2011, 300. S. Fr. 36.- /EUR 24.-ISBN 978-3-7296-0819-1
25. Januar 2011
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