Botschaftertreffen in Kloten

Gastrounternehmer Remko Leimbach hat Kloten zu einem Austragungsort hochkarätiger Debatten des Anti-Mainstreams gemacht. Am 22. März berichten Botschafter und Unternehmer über Russland und die Welt der Diplomatie. 

«Die Schweiz hat ihre Rolle als unparteiliche Vermittlerin verloren», sagt der russische Botschafter Sergej Garmonin. Er wird am 22. März in Kloten auftreten (Gerry Nitsch, Weltwoche)

Remko Leimbach scheut die Kontroverse nicht. Im Gegenteil. Während der Coronakrise hat er die einengenden Distanz- und Gastronomieregeln grosszügig interpretiert und viel Publikum in Festzelte empfangen, das kritischen Wissenschaftlern zuhören konnte. Seither hat er die InputEvents ins Leben gerufen. 

Alles, was der Mainstream verschweigt oder verschleiert, kommt bei ihm auf dem Tisch. Das ist auch wörtlich zu nehmen. Leimbach, Pächter von SchluefwegGastro in Kloten, und sein Veranstalter Mirko Pin laden zu den InputEvents nicht nur berühmte und häufig gecancelte Gesprächspartner ein. Die geistreichen Debatten werden von einem kulinarischen Dinner und, so der Werbetext, von «musikalischen Highlights» begleitet. 

Am 22. März steht der neunte InputEvent an. Im Zentrum stehen Russland und der Ukrainekrieg. «Die aktuell einseitige Glorifizierung der Ukraine, bei gleichzeitiger Dämonisierung Russlands kann ich aufgrund der geopolitischen Gegebenheiten nicht nachvollziehen», schreibt Leimbach auf seinem Facebook-Profil, wo er auch auf seine Veranstaltung hinweist. Leimbach übernimmt die Moderation des Abends.

Eingeladen sind drei hochkarätige Gäste: Die beiden Botschafter Sergej Garmonin und Jean-Daniel Ruch und der Unternehmer Peter Hänseler. 

Jean-Daniel Ruch blickt auf eine lange diplomatische Karriere im In- und Ausland zurück, mit, unter anderem, Stationen in Warschau, Belgrad und Tel Aviv. So leitete er die Sektion Friedenspolitik in Bern oder war politischer Berater der Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemaligen Jugoslawien in Den Haag. 

Ab Januar dieses Jahres wäre Ruch Staatssekretär für Sicherheit im Verteidigungsdepartement (VBS) gewesen. Er verzichtete aber auf das Amt, als unbestätigte Gerüchte aufkamen. Gecancelt wurde er von gewissen Politikern und auch der Weltwoche als «Hamasversteher», weil Ruch in seinem Amt als Botschafter mehrmals mit den palästinensischen Machthabern im Gazastreifen verhandelt hatte. Ruch für diese Schritte politisch und medial zu ohrfeigen ist mehr als unglücklich, da nun einmal Frieden erst erreicht werden kann, wenn alle relevanten Konfliktpartner am Tisch Platz nehmen dürfen. Ruch war bis Ende letzten Jahres Botschafter in Ankara.

Der promovierte Rechtsanwalt Peter Hänseler betreibt seinen eigenen dreisprachigen Blog Stimme aus Russland (Deutsch, Englisch Russisch) wo er «Themen aus westlicher und östlicher Sicht betrachtet und bewertet». Der weitgereiste Unternehmer und Publizist mit beruflichen Stationen in New York und Russland lebt seit drei Jahren in seiner «Lieblingsstadt» Moskau. Er ist wirtschaftlich und publizistisch unabhängig von seinem Gastland, wie er auf seiner Website betont. Hänseler schreibt unter anderem für die Weltwoche. Hänseler, der fliessend russisch spricht, schreibt unter anderem über die unterschätzte Wirtschaftsmacht Russlands und über Russen, die ihr Geld aus der Schweiz abziehen, weil diese es an Neutralität mangeln lässt

Der dritte Eingeladene, Sergej Garmonin, schliesslich, ist der russische Botschafter in Bern. Er verkündet in Schweizer Zeitungen seine Meinung laut und deutlich. Die «Sonntagszeitung» hatte Garmonin zu den vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und von Bundesrätin Viola Amherd  angeregten Friedensgespräche befragt, die in der Schweiz stattfinden sollen. Angesprochen, ob die Schweiz als Austragungsort von ukrainisch-russischen Friedensgesprächen überhaupt in Frage kommen, antwortet Garmonin:

Die Schweiz hat die antirussische Linie des kollektiven Westens konsequent unterstützt, sich den illegitimen Sanktionen angeschlossen und die Idee eines internationalen Tribunals zur Verurteilung der russischen Staatsführung proaktiv befürwortet. Gleichzeitig hat sie sich von Anfang an mit einer der Konfliktparteien solidarisiert. Durch diese Handlungen hat die Schweiz ihre Rolle als unparteiliche internationale Vermittlerin vollständig verloren. Unter diesen Umständen kann die Eidgenossenschaft kaum als angemessener Ort für ein solches Treffen gelten.

Garmonins Antworten auf die Fragen der «Sonntagszeitung» kann man auf der Website der russischen Botschaft nachlesen.

 

Tickets zum 9. InputEvent:

https://eventfrog.ch/de/p/fuehrungen-vortraege/vortrag/dinner-mit-input…

 

 

Im Zeitpunkt zu den Gastroevents und zu Russland ebenfalls erschienen: 

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