«Das System hat keine Lösung für das Problem»

US-Ökonom Richard Wolff über die Krise in den USA und in Europa sowie über die historische Einmaligkeit der Occupy-Bewegungen.

Die Krise in den USA und Europa sei keine reine Finanzkrise, sagt Richard Wolff. Besonders in den USA würden seit den 70er Jahren die Löhne stagnieren oder sinken – bei stark steigender Arbeitszeit. Um das Konsumniveau trotzdem aufrecht zu erhalten, habe sich die Verschuldung privater Haushalte und des Staates drastisch erhöht, während sich die Vermögen in einer kleinen Schicht von Kapitalbesitzern konzentrierten. Anstelle von höheren Löhnen bekämen die Arbeiter von diesen Kapitalbesitzern Kredite. Im Ausbruch der Krise 2007/2008 sei diese Konstruktion zusammengebrochen – und das System habe bis jetzt keine Lösung dafür. Während man in Europa ausschließlich auf das kleine Griechenland oder auch Italien schaue, werde übersehen, dass die grössere Gefährdung von den USA ausgehe, so Wolff. Die amerikanische Überschuldung sei wie ein «grosser Elefant», der auf Europa zulaufe.

Die Occupy-Bewegungen bezeichnet der seit Mitte der 50er Jahre politisch aktive Wolff als historisch einmalig. Sie seien erstaunlich integrativ, in ihrer Systemkritik radikaler als frühere Proteste und hätten in nur wenigen Wochen die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich versammelt.

Zum Interview: www.kontext-tv.de/node/187

Quelle: Kontext-TV
26. November 2011
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