Sozio was? Soziokratie!

Gemeinschaften in USA verändern ihre Entscheidungsfindung

Wie eine Gemeinschaft ihre Entscheidungen trifft, wie man Hierarchien kreativ auflöst, ohne sich in endlose Diskussionen zu verstricken, wie man die Diktatur der Mehrheiten und die Unterdrückung der Minderheit verhindert - das ist ein Dauerbrenner in der Gemeinschaftsbewegung.
Lange Zeit war die Konsensmethode angesagt. Gemeinschaftsforscherin Diana Leafe Christian berichtet jetzt von einem Trend in amerikanischen Gemeinschaften, immer mehr die Methode Soziokratie anzuwenden. Die beiden Ökodörfer Earthaven in North Carolina und Dancing Rabbit in Missouri haben neue Entscheidungsfindungsmethoden eingeführt:
Earthaven behält den Diskussionsprozess der Konsensfindung bei, doch darf er nicht mehr zur Blockierung eines Vorhabens führen, sondern zu einer tieferen Verständigung und zum Anhören aller Stimmen, bevor die Abstimmung erfolgt. Mit 85% der Stimmen ist ein Vorschlag angenommen. Findet er weniger Stimmen, wird ein Ausschuss aus Befürwortern und Gegnern sich so lange daran setzen, bis sie eine Version gefunden haben, die allen passt.
Dancing Rabbit wurde zu gross, um weiterhin mit allen über alles zu debattieren, und schuf einen Dorfrat mit sieben gewählten Mitgliedern. Das Ergebnis ist eine grosse Erleichterung.
Mitgründer Tony Sirna: «Die Gemeinschaft gewöhnt sich gut an den Vorgang, und die Menschen akzeptieren, dass sie nicht immer das haben können, was sie wollen - das war auch bei der Gemeinschaftsversammlung so.»
Gremien und Komitees unterstützen die Arbeit des Dorfrates in einem sehr komplexen System von verschiedenen Zuständigkeiten. Innerhalb des Dorfrates und der Gremien gilt nach wie vor das Konsensprinzip. Ein Mitglied kann eine Entscheidung nur blockieren, wenn wenigstens ein anderes Ratsmitglied dessen Position verstehen kann. «In einer gut funktionierenden Kommune wird es kein Blockieren um des Blockieren-Willens geben», finden sie.
16. November 2014
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