Zu den Rettungspaketen gehört auch eine sichere Ernährung
Zahlreiche Ernährungsräte aus dem deutschsprachigen Raum fordern eine krisensichere Lebensmittelversorgung durch regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Vietnam hat vergangene Woche den Export von Reis gestoppt, um in diesen unsicheren Zeiten zunächst die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu sichern. Werden weitere Länder folgen?
Mehr als die Hälfte der Lebensmittel in Deutschland und der Schweiz wird importiert. Jetzt zeigt sich, dass es hoch riskant ist, dass wir uns immer mehr auf den Weltmarkt verlassen, und immer weniger regionale Lebensmittel essen. Nur 10 Prozent der Angebote im Einzelhandel kommen noch aus der Region, 90 Prozent hängen von der „Just in Time“ Logistik der Großhändler und Importeure ab.
In der Krise treten die Schwachpunkte des derzeitigen Ernährungssystems deutlich hervor. Globale Produktions- und Lieferstrukturen sind anfällig für Störungen. Ein Vulkanausbruch in Island, der den Flugverkehr lahmlegt, kann ebenso wie eine Pandemie oder ein Handelskonflikt die Lieferketten unterbrechen.
Gleichzeitig bestehen bereits gravierende Krisen, die ebenfalls einen drastischen Wandel in der Produktion und im Konsum von Lebensmitteln erfordern: Die Klimakrise, das Artensterben, der zu hohe Einsatz von Antibiotika, Pestiziden und künstlichen Düngemitteln in der Landwirtschaft, die großflächige Zerstörung von Lebensräumen wie z.B. Regenwäldern zum Anbau von Futtermitteln sowie der Verlust an Bodenfruchtbarkeit und Wasserreserven nehmen zu.
Alle diese Missstände sind eine ungleich größere Bedrohung für die Lebensmittelerzeugung, als die aktuelle Corona-Krise. Nicht zuletzt gehören ernährungsbedingte Krankheiten zu den größten Belastungen der Gesundheitssysteme in Deutschland und weltweit.
Eine stärkere Versorgung aus regionalem und ökologischem Anbau und gemeinschaftlich getragene Versorgungsstrukturen in der Region könnten mehr Widerstandskraft in Krisensituationen schaffen und durch lokale Wertschöpfung Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Diese Formen der Landwirtschaft gilt es jetzt zu unterstützen. Wenn zurzeit die großen Rettungspakete geschnürt werden, dann darf die Frage der sicheren Ernährung nicht unter den Tisch fallen.
Quelle: Pressemitteilung des Ernährungsrates Köln
http://www.ernaehrungsrat-koeln.de/wp-content/uploads/2020/04/PM_Ernähr…
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