Obwohl dieser Film schwere Kost verabreicht, lässt sie sich gut verdauen und man bleibt nicht ermattet, sondern ermuntert zurück. Bertram Verhaag schafft das Kunststück, Zusammenhänge bildlich und sprachlich so nahe zu bringen, dass man ihm mit Erkenntnislust folgt und neugierig bleibt, ohne in Katastrophenschwermut zu verfallen.

Er schafft es ausserdem, Opfer und Täter so vorzustellen, dass man für beide tieferes Verständnis aufbringt, auch wenn Unsinn und Ressourcen-Missbrauch dadurch nicht entschuldigt werden. Man freut sich mit an der Begeisterung eines Designers für seine raffinierte Frisiertischkommode aus Plastik, man freut sich mit Künstlern an gut gestalteten Plastiktüten und dazugehörigen Griffen, staunt, wie daraus Kunstwerke werden.

Man fühlt die Schwärmerei der Sportbekleidungsverkäuferin mit, für den «Membran- laminierten Polypropylen-Annorak» in 3-Lagen-Qualität. Und für den thermoverformbaren Skischuh.

Und dann leidet man mit, wenn einem der Greenpeace-Mann Thilo Maack – immer tapfer sachlich bleibend – erklärt, welche Spuren all das unverrottbare Plastik (60 Kg Verpackungsmaterial pro Person in Deutschland!) im Meer hinterlässt, wie die Kleinstpartikelchen unverdaubar im Magen der Enten abgelagert werden und sie zugrunde richten. Wie Weichmacher krank machen und feinster Plastik-Abrieb überall seine heiklen Spuren hinterlässt.

Doch die Schwermut bekommt auch da keine Chance. Perspektiven scheinen auf. Man muss auf Plastik gar nicht verzichten! Plastik und Intelligenz könnten wunderbar zusammenpassen! Professor Michael Braungart ist der Hoffnungsmacher. «Nicht sparen, verzichten, vermeiden, sondern intelligent verschwenden!», empfiehlt er. Exemplarisch wird ein Bürostuhl vorgeführt, dessen «Zutaten am Ende technischer Nährstoff werden!» Technischer «Nährstoff» für weitere Produkte! «From Cradle to Cradle» heisst diese neue Denke und propagiert eine Produktionsweise von der «Wiege zur Wiege» und nicht den herkömmlichen Weg von der Wiege zur Bahre. Stoffkreislaufwirtschaft ist möglich. Und sie könnte der Intelligenz, den Designern und Ingenieuren wieder interessante Aufgaben geben, wenn der politische Wille endlich nachzieht. (An dieser Stelle kann auch ein guter Film leider kein Happyend bieten!)

Plastik – billiger Stoff, hoher Preis. Von Bertram Verhaag. DENKmal-Film, München, 2008. 45 Min. DVD. € 16.90
Bestellung: DENKmal-Film GmbH, Herzogstr. 97, 80796 München, Tel. ++49 89 52 66 01. www.denkmal-film.com

Betram Verhaag ist der Autor von zahlreichen Dokumentarfilmen über Umweltthemen, u.a. von Leben ausser Kontrolle (2004), der mit zehn internationalen Preisen ausgezeichnet wurde.

Weitere Informationen zum Film:
http://www.denkmal-film.com/abstracts/Plastik.html