Grösste Ökolandbaufläche Europas widersteht dem Profitdruck

Die grösste ökologische Landbaufläche Europas ist bedroht, weil der deutsche Staat, bzw. seine Rechtsvertreterin die Pachtverträge nicht verlängern will. «Da geht es weder um Arbeitsplätze noch um die Natur, sondern um blanken Gewinn», erklärt Stefan Palme, einer der betroffenen Bauern, gegenüber dem «Publik-Forum».
Die 12 000 Hektar grosse Fläche befindet sich in Brandenburg und wird von zwölf Betrieben bewirtschaftet. Das meiste Land ist gepachtet, Besitzerin ist seit dem Zusammenbruch der DDR die «Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft» (BVVG). Ab 2010 laufen die aktuellen Pachtverträge aus – und sollten auf einmal nicht mehr verlängert werden. Die BVVG wollte die Fläche an Private verkaufen. Wer am meisten bezahle, sei das Wichtigste gewesen, erzählt Palme. «Es ging um eine Preissteigerung von 35 Prozent. Kein Bauer hier kann das bezahlen, zumal er gar nicht den Kredit bekommt.»
Bald hat Bruno Steinhoff, einer der grössten Möbelhersteller, Land gekauft für Biogasanlagen. Andere pflanzen Mais als Monokultur an, was den Boden auf die Dauer zerstört.
Das ist Stefan Palme zuviel gewesen, deshalb hat er sich mit andern Bauern verbündet. Später hat er Bundestagsabgeordnete und Mitarbeiter der BVVG eingeladen – zu einer Busfahrt über die Felder. Zum Mais hat er sie geführt, und zu den Ökoflächen. Er hat die Abgeordneten überzeugt, dass der ökologische Boden wichtiger ist als der Profit der BVVG.
Daraus ist ein Vertrag entstanden: Die BVVG ist angehalten, die Flächen zuerst den Ökobauern anzubieten. Statt 17 000 kostet jeder Hektar 7000 Euro. Weil die meisten Bauern diesen Preis immer noch nicht bezahlen können, hilft die «Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken» (GLS). Sie hat einen Fonds angelegt, der der BVVG die Flächen abkauft und sie 18 Jahre lang an die Bauern verpachtet. Als Bedingung müssen sie beim Ökolandbau bleiben. Für Stefan Palme und seine Mitstreiter hat sich das Kämpfen gelohnt.
10. September 2009
von: