Währung aus Bits und Bytes

Ein anonymer Tüftler hat kurzerhand eine neue Parallelwährung erschaffen. Sie existiert nur virtuell und setzt sich aus komplizierten Zahlencodes am Computer zusammen.

Parallelwährungen sind ein wichtiges Thema, seit klar ist, dass das herkömmliche Geld falsch konstruiert wurde. Seit Mastercard und PayPal Wikileaks den Geldhahn zudrehten, wurde aber noch ein anderes Problem sichtbar: Herkömmliches Geld ist dem Zugriff politischer Interessen hilflos ausgeliefert. Konten können gesperrt und Zahlungen erpresst werden. Regionalwährungen wie der «WIR» oder «Chiemgauer» helfen da wenig, da sie bisher nur kleine Brötchen backen.


Ein anonymer Tüftler hat nun kurzerhand eine neue Parallelwährung erschaffen. Sie existiert nur virtuell und setzt sich aus komplizierten Zahlencodes am Computer zusammen. Der «Bitcoin» kann per online-Verrechnung den Besitzer wechseln und gegen Dollar zum aktuellen Wechselkurs eingetauscht werden. Bitcoin-Zahlungsverkehr ist schwer kontrollierbar, die Benutzer bleiben anonym. Unseriös ist das nicht unbedingt, denn jede Währung beruht auf dem Vertrauen, dass sie von genügend Wirtschaftsteilnehmer akzeptiert wird. Und den Bitcoin akzeptiert eine wachsende globale Usergemeinde.


Eine Schattenseite: Die neue Währung kann nicht nur gegen «richtiges» Geld eingekauft, sondern auch an Hochleistungsrechnern selbst erzeugt werden («Mining»). Dies ist aufwändig, braucht Rechenkapazität und Sachkenntnis. Wer es aber schafft, kann reich werden. Technisch Versierte haben so die Lizenz zum Gelddrucken und sind gegenüber Unwissenden im Vorteil. Zudem ist der Bitcoin bestens geeignet, um kriminelle Geschäfte zu verschleiern. Kritiker sehen nun schon den Zusammenbruch der Weltwirtschaft heraufdämmern. Aber kommt der nicht sowieso?


                                        


Quelle: Spiegel

17. Juni 2011
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