Umgehung von Eigenkapitalvorschriften für Banken

Zur Zeit wird versucht, das in seinen Grundfesten marode Finanzsystem mit höchst komplizierten bürokratischen Verfahren am Leben zu erhalten.
Ein solcher Versuch sind zum Beispiel erhöhte bzw. risikogewichtete Eigenkapitalvorschriften für Banken.
Die Reaktion mancher Banken darauf ist eine Finanzinnovation mit dem schönen Namen CRT (capital relief trade): Die Banken verkaufen dadurch Bilanz-Risiken an Dritte und vermindern so die Risikogewichtung bzw. das in ihren Bilanzen auszuweisende Eigenkapital. Im Zuge der Finanzkrise wurde in den USA von der Regierung das "Office for Financial Research" gegründet, um auf neu entstehende Risiken im Finanzsystem hinzuweisen. Dieses OFR hat in einem Arbeitspapier schon im Juni 2015 in einem Bericht (hier auf englisch) vor den CRTs gewarnt. Ein schönes "Hase-und-Igel"- Spiel zwischen Bankaufsicht und Banken, das  daran zweifeln lässt, ob Eigenkapitalvorschriften überhaupt ein geeignetes Regulierungsinstrument für Banken sind, die selbst Geld produzieren können.

Ein weiteres Beispiel für einen ungeeigneten Reformversuch ist die geplante und höchst umstrittene Europäische Einlagenversicherung: Lesen Sie im "Offenen Brief" des Monetative-Mitglieds Eberhard Gamm an Finanzminister Schäuble, warum Einlagen auf laufenden Konten erst dann sicher sind, wenn Buchgeld dem Bargeld rechtlich gleichgestellt wird. Eine Vergemeinschaftung von Risiken schafft hingegen neue Probleme.


Aktuelle Geldpolitische Debatten auf der Seite vollgeld.de von Joseph Huber

Seit ca. zwei Jahren gibt es eine Debatte, ob Vollgeld auch schrittweise eingeführt werden könnte: Einerseits durch sogenannte "Sichere Konten" oder "Trennkonten", bei denen dem jeweiligen Kontoinhaber ein entsprechender Anteil an Zentralbankreserven bei seiner Bank rechtssicher deponiert wird. Andererseits wird die Einräumung eines "Zentralbankkontos für alle" oder die schrittweise Anhebung der Mindestreserve auf 100% für alle Girokonten diskutiert. Eine Zusammenstellung der bisherigen Beiträge, u.a. von Dr.Thomas Mayer, unserem Mitglied Dr.Timm Gudehus und Joseph Huber dazu finden Sie hier.


Eine schon wesentlich ältere Debatte ist jetzt von unserer englischen Schwesterorganisation "positive money" in ihrer Kampagne QEforpeople aufgegriffen worden: Soll die Zentralbank direkt Geld an den Staat überweisen, um damit direkt Projekte zu finanzieren, anstatt nur riesige Geldbeträge für Banken und Finanzmärkte bereitzustellen, wie sie es derzeit mit ihrer "Quantitative Easing" - Politik macht? Ein direkter Zentralbankkredit an den Staat wurde schon in den 80er Jahren (erfolglos) vom früheren Hamburger Bürgermeister Klaus. v. Dohnanyi in die Diskussion eingebracht. Heute könnte eine direkte Zentralbankzahlung an den Staat zwar einen Einstieg in eine grundlegende Geldreform und die Debatte darüber darstellen, birgt aber im jetzigen Geldsystem eine Reihe von Gefahren. Lesen Sie einige interessante Beiträge dazu  hier.

Klaus Karwat ist Vorsitzender der Monetative e.V.