Weltweit grösste Gezeiten-Turbine in Nordirland

Vor der Küste Nordirlands wurde die erste Gezeiten-Turbine installiert, die kommerziellen Strom liefert.
Die Rotorblätter der Turbine funktionieren ähnlich wie Windräder unter Wasser: Mit Ebbe und Flut sollen sie Strom für 1000 Haushalte liefern. Die Lage an der nordirischen Küste ist ideal für ein solches Unterfangen: Dort gibt es die stärksten Strömungen der Welt. Im Vorfeld der Installation hat es viele Diskussionen um das Gezeitenkraftwerk gegeben. Und das nicht nur wegen der immensen Kosten von 13 Millionen Euro: Biologen hatten sich Sorgen um die Flora und Fauna im Meer gemacht. Nach Angaben der Entwickler rotieren die Räder langsam genug, um das Leben im Meer nicht zu stören.

Der erste Prototyp eines solchen Gezeitenkraftwerks ging im Sommer 2003 an der Südküste Englands in Betrieb. Englische und deutsche Techniker kamen auf die Idee, Windräder auf den Kopf zu stellen und anstatt Wind die Gezeitenkraft zur Stromerzeugung zu nutzen. Die Meeresströmungen, die durch Ebbe und Flut entstehen, sind genau berechenbar und so konstant, wie sich der Mond um die Erde dreht. Ein Rotor aus Kunststoff und Glasfieber wurde von Meeresströmungen angetrieben werden. Die Konstruktion wurde an der Uni Kassel entwickelt.

Über Wasser kaum erkennbar sitzt auf einer schlanken Konstruktion der Rotor und treibt mit gemächlichen 15 Umdrehungen pro Minute den Generator. Bei Strömungswechsel dreht sich der Rotor automatisch in die optimale Position. Doch "Seaflow" ist erst der Anfang. Der nächste grosse Schritt ist die Doppelrotormaschine. Schon in etwa einem Jahr soll die kommerzielle Version mit Elfmeter-Doppelrotor fertig sein. Viele Einzeltürme mit je einem Megawatt Leistung sollen dann eine Stromfarm im Meer bilden.

Für Reparaturen wird der Rotor einfach hochgefahren und von einem Serviceschiff aus gewartet. Über hundert geeignete Standorte für Unterwasserstromfarmen haben die Techniker in Nordeuropa bereits gefunden. Die Nutzung der Gezeitenkraft könnte zwölf Atomkraftwerke ersetzen. Auch landschaftlich erscheint "Seaflow" bedeutend diskreter als herkömmliche Windkraftanlagen.

Quelle: Sonnenseite/3sat

Infos: www.seageneration.co.uk
14. April 2008
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